Migration Trio + 1 | 02.10.2009

Augsburger Allgemeine | Stephanie Knauer
 

Das Ergebnis klang interessant, vielseitig, kaleidoskopisch, experimentell, „in progress“, manchmal halbgegoren – und „hochgradig spannend“, wie BR-Musikredakteur Roland Spiegel vor dem reichlich spät beginnenden Konzert im kultigen Birdland Jazzclub ankündigte. Was die vier Koryphäen ihres Fachs ablieferten, wurde ein Ereignis. Beginnend mit Originalen aus Barock, Romantik oder Folklore, drehte, wendete, variierte das Quartett sein motivisches Material, entfernte sich gegenseitig inspirierend bis zur rauschhaften Ferne, kulminierte, erschlaffte und schloss den Kreislauf mit der Rückkehr zum Einstieg.

Exotischer, doch stimmiger Gast war dabei Motomi Igarashi an ihrer Cello-nah klingenden Gambe, die aus der historisch orientierten Klassik-Szene stammt. Zu ihrer Linken kauerte Satoshi Takeishi hinter einem Sammelsurium aus Percussion und Drum-Becken, mit dem er vom untergründigen Donnergrollen bis zu nebulös wabernden Klangschwaden einen prägenden Part zum Gesamtbild beisteuerte. Seinen raffiniert korsettierenden Beat entfaltete Takeishi vor allem in den „konventionellen“ Modern Jazz-Nummern, bei denen Tim Ries vollends aufblühte. Der Saxofonist und Flötist, der in den Crossover-Nummern die Melodien mit Igarashi in fast perfektem Unisono spielte oder mit seinem reichen Instrumentarium klangfarbliche Aufheller, Einsprengsel beimengte, explodierte beim einzigen Reihum-Improvisieren in Kevin Hays finalem „The Dreamer“ zu virtuoser Auf und Ab-Rasanz, die endlich den Spontanbeifall auslöste. Dezenter, aber angenehm merklicher Leader und Pianist Kevin Hays stand nicht nach, beherrschte das prasselnde Nonstop-Parlando ebenso wie das Minimal-Dauerlaufen oder den krönend aufsteigenden Abschluss. Insgesamt ein viel versprechendes Beginnen.