Jazz für die Augen in Form einer Fotoausstellung zum Thema „Birdland Radio Jazz Festival“ und für die Ohren als Livekonzert an einem Tag, das ist selbst in Neuburg, der Heimat des Birdland, eines der wichtigsten Jazzclubs Deutschlands, selten.
Das gemeinsam vom Bayerischen Rundfunk und dem Club veranstaltete Birdland Radio Jazz Festival wurde ab dem ersten Tag, dem Konzert des legendären Pianisten Cecil Taylor im Sommer 2011, von acht Fotografen im Bild festgehalten. Deren Werke sind – zusammen mit Objekten und Bildern der Künstlerin Alexandra Fromm zum Thema Jazz – in der Städtischen Galerie im Fürstengang zwischen dem Schloss und der Hofkirche in einer Ausstellung zu sehen, die mit einer Vernissage eröffnet wurde. Nach der Begrüßung durch Neuburgs Oberbürgermeister Dr. Bernhard Gmehling schlug der zuständige Musikredakteur und Jazzspezialist Roland Spiegel vom Bayerischen Rundfunk eine inhaltliche Brücke zwischen dem Wesen des Jazz und den sich aus dieser Quelle speisenden Werken der bildenden Künste, insbesondere der Fotografie, der Malerei und der Bildhauerei, und zeichnete den gemeinsamen Weg des Senders und des Jazzclubs und dessen Chef Manfred Rehm nach.
Der sich an die Vernissage anschließende zweite Teil des Abends steht dann ganz mit dem Konzert des Mundharmonika-Spezialisten Max de Aloe und seines Quartetts ganz im Zeichen der Musik. Vor nicht allzu langer Zeit hat Aloe noch CDs aufgenommen mit den Songs der isländischen Sängerin Björk oder denen von David Bowie, sein Birdland-Konzert steht freilich unter dem Titel „Ciao Toots“ und ist eine Verbeugung vor dem 2016 verstorbenen Toots Thielemans, dem wichtigsten Harp Player, den der Jazz vermutlich je hatte. Thielemans hätte vor kurzem seinen 100. Geburtstag gefeiert, deswegen würdigen ihn De Aloe am chromatischen Instrument, Lorenzo Petrocca an der Gitarre, Franco Petrocca am Kontrabass und Tommy Bradascio am Schlagzeug mit Standards, eigenen Stücken und auch Kompositionen Thielemans.
Die Mundharmonika ist ganz im Gegensatz zum Blues ein im Jazz eher seltenes Instrument, klingt bei Thielemans und auch bei seinem Schüler und Bewunderer De Aloe ungleich reiner, sauberer als in der Bluesharp-Variante, ist mehr am Schönklang orientiert. De Aloes Interesse an klar umrissenen Melodien und nachvollziehbarer Linienführung ist von Anfang an deutlich erkennbar und so entsteht im Birdland-Gewölbe sehr schnell eine Atmosphäre gefälligen Mainstreams mit einer mit Hall unterlegten Mundharmonika im Mittelpunkt, die in der Gitarre Lorenzo Petrocca’s und dessen perlenden Läufen einen konge-nialen Partner hat. Die Latin-Version von Thielemans‘ „Bluesette“, Marco Valle’s hierverdächtiger „Samba De Verao“ und schließlich der berühmte Gassenhauer „Besame Mucho“ von Consuelo Velázquez in der Zugabe legen Zeugnis davon ab, wie sehr die Band auf die Bedürfnisse des Publikums eingeht und auch den Flirt mit dem Easy Listening nicht scheut.