Matthieu Bordenave Trio | 04.06.2021

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Immer noch sind wir auf der Suche, auf der Wanderschaft, auf der Überfahrt ins Ungewisse; und immer noch bleibt sie unerreichbar, die blaue Blume, die Erfüllung verheißt. So viele Künstler, Dichter, Musiker, die zu ihr strebten und streben. Selten indes gilt mehr als hier: Der Weg ist das Ziel. Wer sie je fände, verlöre den Sinn! So auch das Trio des französischen Saxophonisten Matthieu Bordenave im Neuburger Birdland, dessen entschleunigt sparsames Spiel Zeugnis gab von der steten Unerfüllbarkeit menschlichen Verlangens.

Doch gemach und zur Musik: Matthieu Bordenave am Tenorsaxophon, Florian Weber am Flügel und Patrice Moret am Kontrabass folgten dem Credo der Transparenz, der Entdeckung der Langsamkeit und der Verführungskraft zarter Luzidität. Leise, leicht und luftig spürten sie in unaufgeregter Bewegung melodischer Behutsamkeit nach unwiederholbaren Momenten gemeinsamer Intuition. Fast vollständig versunken in die interaktive Meditation zuhörender Intensität erschlossen sie ungemein nuancierte Improvisationskunst in innigem Miteinander und starker Individualität. Der luftige, weiche, dennoch präsente Sound des Saxophons, die filigrane Anschlagskultur des Pianos und der runde, holzbetonte Klang des Kontrabasses verbanden sich zu glücklicher Einheit eines musika-lischen Mikrokosmos von stiller Sogkraft. Eine Wanderung durch Seelenlandschaften mit jenem Ziel, das in der Weite schwebt, eine Spur zu ätherisch und ein bisschen blutleer im ersten Set, mit zunehmender Spontaneität und Lockerheit aufblühend im zweiten, zum Schluss gar mit einer kleinen Prise Humor. Belohnt wird, wer Geduld hat. Zumindest in der Ferne liegt dann ein Hauch der blauen Blüte in der Luft.