Die eigentliche Überraschung des Abends war der Pianist. Ed Baatsen hatte eine echte Sternstunde erwischt, spielte in inniger Versunkenheit und entlockte dem Bösendorfer im Birdland fantasievolle Episoden, die auch seinen Kollegenund der Chefin so manches anerkennende Lächeln abnötigten.
Dabei bot der Abend ohnehin Außergewöhnliches: Masha Bijlsma & Bones waren angesagt: Die holländische Sängerin hatte zu ihrem Trio mit Piano, Bass und Schlagzeug gleich zwei Posaunisten eingeladen, Bart van Lier und Adrian Mears. Riskant! Was furchtbar hätte in die Hose gehen können, gelang jedoch ganz wunderbar mit cooler Wucht im Satz, scharfkantiger Reibung im Duett und fulminanter Beweglichkeit im Solo. Die beiden ergänzten einander in faszinierendem Zusammenspiel und humorvoller Kreativität, auch in der Begleitung der Sängerin ganz ausgezeichnet.
Wobei Masha Bijlsma mitnichten die üblichen Verdächtigen des Standardrepertoires präsentierte, sich auch jedweder Pop-affinen Leichtigkeit abhold zeigte, die die Sangeswelt der letzten Jahre prägt. Die 42jährige blieb der eingeschlagenen Linie treu und dem modernen Jazz verpflichtet. Nicht von ungefähr hat sie ihre letzte CD Abbey Lincoln gewidmet, der großen Befreierin des Jazzgesangs, die in den 60ern mit John Coltrane ?Afrika besang oder Bird Alone Referenz erwies.
Masha Bijlsma überzeugte durch Zurückhaltung, fesselnde Intonation und eine geradezu instrumentale Virtuosität, glänzte mit musikalischer Geradlinigkeit und absolut seriöser Kunst. Henk de Ligt und Dries Bijlsma trugen das Ihre dazu bei, der eine mit ruhigem, klarem, melodiebewusstem Spiel am Bass, der andere mit einfühlsamem Groove am Schlagzeugset. Dass zuletzt auch ein Folk-Pop-Hit wie Joni Mitchells Both Sides Now zur anspruchsvollen Jazz-Pretiose avancierte, verdankte sich schließlich dem aufmerksamen Miteinander aller, dem Trios samt Pianospieler, Masha Bijlsma und den Bones.