Cannonsoul Adderley | 21.09.2013

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Griffige Themen, Blues geschwängerte Luft, heißer Groove, die Hektik des Bebop reduziert durch gemäßigte Tempi, das Atemberaubende in Form gegossen, dem kühlen Intellekt des Cool-Jazz auf der anderen Seite den heißen Atem des Soul entgegen gefaucht, die Gegenbewegung zur Gegenbewegung der Gegenbewegung. Das Leben pendelt zwischen Extremen, ein kluger Mensch hat das dereinst Dialektik genannt. Die gibt’s auch in der Musik.

Einer der wichtigsten Protagonisten des Hardbop war Julian ?Cannonball� Adderley. Dessen Spitzname bezog sich nicht allein auf seine nicht unbeträchtliche Leibesfülle, sondern passte auch zur zupackenden musikalischen Präsenz des 1975 viel zu jung verstorbenen Saxophonisten � keine Drogen! -, der mit seinem souligen, voluminösen und durchdringenden Alt-Sound eine ganze Ära prägte. Einer der Wegweiser des Jazz!

Auf seinen Spuren bewegte sich wie schon vor zwei Jahren der junge Schweizer Patrick Bianco mit seiner Band im Neuburger Birdland. Gut besetzt und prima eingespielt am Ende einer Toour erwies sich das Quintett mit förmlich kochender Rhythmusgruppe � Bernd Reiter am Schlagzeug, Andy McKee am Bass und Renato Chicco am Flügel als echte Bank.

Peter Tuscher sorgte an der Trompete für Pep, Druck, Spritzigkeit, ggf. auch coole Glut, Bianco selbst, körperlich wahrlich kein Cannonball, für Soul-getränkten Drive, Präsenz und jenen kantigen Kick, der dem Hardbop bleibende Wirkung verleiht, gute Laune schenkt, Herz und Füße hüpfen und die Seele fliegen lässt.