Masha Bijlsma Band feat. Bart van Liehr | 12.04.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Die Sängerin Masha Bijelsma aus Utrecht in den Niederlanden gehört zur ersten Garde europäischer Jazzsängerinnen. Angefangen hat sie zwar irgendwann einmal als Vokalistin in einer Hardrock-Band, aber das ist lange her. Derzeit beschäftigt sie sich mit ihrem Programm „For Love Of Abbey“ intensiv mit Abbey Lincoln (1930 – 2010), die sie als Sängerin, Komponistin und Texterin ebenso verehrt wie auch wegen ihres politischen Bewusstseins, ihres sozialen Engagements und ihrer Aktivitäten innerhalb des Black Power Movements in den USA während der 60er und 70er Jahre.

Während Abbey Lincoln seinerzeit durchaus als legitime Nachlassverwalterin Billie Holidays gesehen wurde, folgt nun wiederum Masha Bijelsma jener, legt ihre Songs in eigenen Versionen neu auf, interpretiert ihre Texte und sorgt so dafür, dass sie auch nach ihrem Tod im kollektiven Gedächtnis verankert bleibt. Zusammen mit dem Pianisten Martin Sasse, dem Bassisten Ruud Ouwehand, Dries Bijelsma am Schlagzeug und Bart van Liehr an der Posaune und an der Basstrompete bietet sie dem Publikum im Neuburger Birdland Jazzclub ein überaus stimmiges Konzept aus Mid- und Uptempo-Nummern sowie einiger Balladen, die die ganze Facette des Repertoires Abbey Lincolns beleuchten.

Das erste Set leidet zwar an manchen Stellen daran, dass die Altstimme der Sängerin von der frequenzmäßig deckungsgleichen Posaune fast verschluckt wird, aber dieses akustische Problem ist bald behoben und die Band schaltet nach der Pause gleich mehrere Gänge höher. „Africa Blue“ mit Zitaten aus Coltrane’s „A Love Supreme“ bereits ist großartig, dann kommen „Moanin‘“ und „Brother Where Are You“ und man merkt regelrecht, wie ein Ruck durch die Band geht. Martin Sasse und Bart van Liehr sind die Hauptsolisten und auch Masha Bijlsma spielt manchmal mit Silben, scattet oder lautiert, niemand aber verliert sich in ausufernden Improvisationen, denn im Zentrum des Konzepts stehen die Songs, deren Struktur und deren textliche Aussage. Insofern ist auch absolut folgerichtig, wenn die klassische Rollenverteilung in Solisten und Rhythmusgruppe weitgehend erhalten bleibt.

Das Konzert endet, wie es begann, nämlich mit einer A capella-Nummer. „Mendacity” eröffnet und “Throw It Away” mit der ewig aktuellen Botschaft. „Keep your hand wide open and let the sun shine through” beschließt den Abend. Gerade bei diesen besonders intensiven Stücken wird nicht nur deutlich, über welch großartige Stimme Masha Bijlsma, sondern auch, über welch enorme Bühnenpräsenz sie doch verfügt. Ist der letzte Ton verklungen, ist im Grunde alles gesagt und man ist als Zuhörer schwer beeindruckt. Songs wie diese mit all ihrer emotionalen Eindringlichkeit und ihrer Intimität im Vortrag wirken unweigerlich lange nach. Deswegen hätte es die zweite Zugabe danach eigentlich gar nicht mehr gebraucht.