Martin Wind Trio feat. Peter Weniger | 26.11.1999

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Intelligent, witzig, tiefgründig: der Auftritt des Martin Wind Trio zusammen mit Peter Weniger im Birdland Jazzclub geriet zu einem kleinen Überraschungshit der diesjährigen Saison.

Da staunten selbst die „alten Hasen“ vom Frank Foster Quintett, die am Vorabend ihres eigenen Auftritts im Birdland ein wenig von der Atmosphäre des Kellers unter der Hofapotheke schnuppern wollten. Was Martin Wind, Matt Wilson, Bill Mays und Peter Weniger boten, war eine weit über den Tag hinaus gültige Klammer zwischen Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Moderne. Die vier zeigen, wie wichtig es ist, vor dem eigenen Statement hinzuhören, was bereits gesagt wurde; der Tradition gerecht wird, wem es dann gelingt, das Vernommene kreativ zu verarbeiten. Da erklangen Kompositionen der Altmeister Duke Ellington („Answers in Love“) und Theolonious Monk („Let´s call this“) in sichtlicher Spielfreude so frisch, wie wenn sie gerade erst aus der Taufe gehoben worden wären. Daneben stehen Originale der vier Akteure des Abends, intelligent strukturierte Musik in harmonischer Einheit. Eine selten souveräne Bandbreite decken sie ab vom nachdenklich-pastellfarbenen Balladenspiel in Bill Mays „Gemma´s Eyes“ und „Caleidoscope“ über Martin Winds funky groovendes „Family“ oder seinen melancholischen „Last Waltz“ bis hin zu Matt Wilsons country-inspiriertem „Free Range Chicken“. Da laufen die Freilandhühner hörbar umher, kratzen auf der Suche nach Futter auf dem Fell der Snaredrum und legen reichlich Nervennahrung frei. Jenseits aller billigen Effekthascherei spielen sich die vier Ausnahmemusiker mal witzige, mal nachdenkliche oder melancholische Stichworte zu, entwickeln aus einfachen kleinen Melodien komplex nuancierte Strukturen von inniger Tiefe, die ihre Kraft mit einem hohen Maß an improvisatorischer Freiheit und einer kleinen Prise Humor erst richtig entfaltet. Matt Wilsons Schlagzeugspiel beherrscht die Kunst, Konsequenz und Vielfalt zu vereinen in ausdrucksstark reduzierten Rhythmen voller kleiner feiner Finessen. Peter Weniger erweist sich als ein Saxophonist, der die harte Attacke genauso beherrscht wie die gefühlvolle Ballade und am Soprano ebenso souverän phrasiert wie am Tenorhorn. Bill Mays findet feinnervig und geistvoll umsichtige Antworten auf die Fragen der Zeit und Martin Wind schließlich, dessen klassische Ausbildung eine zärtlich groovende Symbiose mit dem Jazz eingegangen ist, setzt sensibel horchend einen Glanzpunkt an den anderen.