Frank Foster Quintet | 27.11.1999

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Das klassische Line-Up einer Bebop-Combo präsentierte der Swing-Veteran Frank Foster mit seinem Quintett am Samstagabend im Birdland Jazzclub. Seine Mischung aus Swing und gemäßigtem Postbop kam an im gut besuchten Neuburger Jazzkeller.

Deutlich war dem Quintett die jahrelange Erfahrung Fosters als Leader der Count Basie Big Band anzuhören. Die Arrangements waren voll und peppig, heiße Bläser und tanzbare Rhythmen bestimmten das Geschehen. Im Opener „You’re only that old that you look“ kokettiert Foster nicht nur mit seinem und Earl C. May´s (Baß) Alter, sondern ortet auch seine Auffassung des Jazz in der guten alten Zeit, in der die Musik noch in den Beinen swingen durfte und die Angestrengtheiten des Alltags vergessen ließ ohne sie zu leugnen: Entertainment in angenehmer Atmosphäre.

Absoluter Lichtblick in Fosters Band sind sein Drummer David Gibson, der knackig groovt, Drive ins Geschehen bringt und dem Swing die Basis gibt, sowie Derrick Gardner an der Trompete. Der krönt seinen glänzenden Sound und seine variantenreiche Phrasierung mit satten Highnotes, die er ein ums andere mal ins Gewölbe zaubert.

Daß Frank Foster bei aller Beheimatung im Swing der Big-Band-Ära nicht nostalgisch in der Tradition verharrt, beweisen vor allem die zwei Originals, die er spielt, so das Grammy-nominierte „The Heat of Winter“, das er zur Olympiade in Lake Placid 1980 komponiert hat: Hier bildet das Quintett kühn konstruierte Klanggebäude von herb-schöner Dichte, die gleichwohl von spontaner Kommunikation und hoher solistischer Präsenz leben.

Ein Feuerwerk? Ein Highlight? Frank Foster bläst das Tenorsaxophon mit seltener Souveränität und Brillanz, schlägt Brücken in modernste Regionen, hat eine technisch exzellente Band um sich. Soweit tatsächlich: ein Highlight. Nur waren die im Laufe des zweiten Sets mehr und mehr dominierenden Clownereien von Daniel Mixon am Piano einfach zu albern. Das Ganze blieb seltsam vordergründig, vertraute zu selten der eigenen Stärke. Das Frank Foster Quintett flüchtete sich zu häufig in wohlfeile Zitate. Das ging von „Happy Birthday“, immerhin noch passend zu Duke Ellingtons 100stem, über „Chicago“, „In the mood“, „We shall overcome“ bis zu den „Rivers of Babylon“, den „Jingle BelIs“ oder dem Hochzeitsmarsch aus Richard Wagners Lohengrin. Ob der Bruder Jakob noch schläft? Kaum, wenn ein Schlagzeugsolo die Frage beantwortet. Das kann ganz witzig sein und der Wiedererkennungswert solcher Melodiefetzen hat durchaus etwas für sich, in jedem Fall die Lacher auf seiner Seite. Auf Dauer aber kann er wohl Originalität nicht gültig ersetzen.