Der Bassist Martin Wind, der erst kürzlich mit dem Don Friedman Trio im Club gastierte, kam dieses Mal mit seinem eigenen Ensemble nach Neuburg, das mit Bill Cunliffe am Piano, Scott Robinson an Saxophon und Cornett sowie mit Joe LaBarbera an den Drums hochkarätig besetzt war.
So war LaBarbera unter anderem Mitglied des letzten Bill Evans Trio, was auch schon zu den ersten beiden Stücken des Konzertes führt. Dem Opener „Gone With The Wind“, welches das Quartett erst kürzlich auch zusammen mit einem Orchester auf einer Italientour spielte, folgt ein wunderbares Balladenmedley, bestehend aus „Tiffany“, „Emily“ und „Walz For Debby“. Nach einem einfühlsamen Pianointro übernimmt Scott Robinson mit einem zart geblasenen, ja fast gehauchten Saxophonspiel die Melodienführung, die von einer slidemäßig gespielten Bassbegleitung umrahmt wird.
Einer der Höhepunkte im ersten Teil des Konzertes ist „Remember Oktober 13th“ vom Martin Wind, in dem er neben seinen musikalischen, auch seine kompositorischen Fähigkeiten unter Beweis stellt. Beim frei improvisierten Intro zeigen die Musiker ihren enormen Einfallsreichtum; da zupft Wind seinen Bass schon mal ganz unten hinter dem Steg und Robinson bläst sein Instrument ohne Mundstück, was diesem ungewöhnliche, flötenartige Geräusche entlockt. Erst dann setzt das eigentliche Thema, ein herrlich relaxter Blues, ein. Dass das Ensemble aber auch mal auf die Tube drücken kann zeigt es bei „Get It“ einer weiteren Komposition von Wind a la James Brown, in dem das funky und sexy gespielte Saxophon ein regelrechtes Kribbeln in den Beinen erzeugt.
Auch im zweiten Teil des Konzertes überwiegen die etwas ruhigeren Stücke wie das fast suitenhafte „Theresia“ von Martin Wind oder „Nuages“ von Django Reinhardt, in dem der gestrichene Bass die Melodienführung übernimmt. Eine Ausnahme bildet das temporeiche „The Days Of Wine And Roses“, ein weiteres Stück von Bill Evans zu dem Robinson am Cornett (auch auf diesem Instrument ein Könner) und Joe LaBarbera mit seinem Outro am Schlagzeug zwei großartige Soli beitragen.
Für die heftig erklatschte Zugabe haben sich die Musiker den Klassiker „Isfahan“ von Billy Strayhorn ausgesucht. Mit seinen sanften Saxophontönen und den hingetupften Pianotönen wirkt er wie ein zartes Gemälde, in das man sich vertiefen kann.
Nomen est omen. Dieses Ensemble brachte wirklich frischen Wind ins Birdland bzw. in die Jazzszene.