Aaron Goldberg Trio | 07.05.2011

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Den eigenen Stil zu finden, unverwechselbar, individuell, persönlich, erkennbar, das Ideal eines jeden Jazzmusikers ist auf dem Klavier besonders schwer zu verwirklichen. Gerade darum ist die art of piano Reihe im Birdland so spannend, ermöglicht sie es doch, über die Jahre hinweg viele verschiedene Herangehensweisen an das Instrument mit zu verfolgen.

Der New Yorker Pianist Aaron Goldberg, Nr. 131 in der Reihe, pflegt einen klassisch geschulten, perkussiv klaren Anschlag, verbindet diesen mit optimistisch offener Melodiosität und virtuoser Phantasie. Sein zugleich überaus sensibles Spiel verzichtet auf allzu verkünstelte oder verrenkte Kopfgeburten, lässt die Weisen fließen, wie sie sich organisch ergeben aus Komposition, Improvisation, Interaktion, rhythmisch anspruchsvoll, melodisch schlüssig, sehr bewusst.

Two is a company, three is a crowd, meint er locker, und fürwahr: Das Trio erfordert höchste Aufmerksamkeit, hören mit beiden Ohren, Ausgleich im gleichseitigen Dreieck, permanentes Risiko für jeden, der die Balance ernst nimmt. Maximales Vertrauen gehört dazu ebenso wie ein Höchstmaß an aktiver musikalischer Neugierde und Vermeidung von Routine.

Reginald Veal am Bass, ein sensitiver Tieftöner mit so trockenem Akzent wie ideenreichen Spiel sowie der überaus motivierte Gregory Hutchinson, ein Drummer von Gottes Gnaden von schier überbordender Erfindungsgabe, sind die idealen Partner, Kontrapunkte, Weggefährten in einem Trio, das der Reihe seine ureigene Stimme hinzu zufügt in großer stilistischer Bandbreite mal mit heißem Temperament, mal mit lyrischer Gefühligkeit oder hymnischer Herzenswärme, mal mit cooler Zurückhaltung, immer on top, einfallsreich, individuell. In Abwandlung des letzten Stücks des Abends und frei nach Stevie Wonder: Isn’t it lovely?