Der in Flensburg geborene und in New York lebende Bassist Martin Wind fühlt sich auch in Neuburg, sozusagen seiner dritten Heimat, pudelwohl. Dieses wohlige Gefühl überträgt sich auch gleich vom ersten Ton an auf das zahlreich erschienene Publikum im Birdland.
Der Bandleader hat dieses Mal mit dem facettenreichen Scott Robinson an Tenorsaxofon und Bassklarinette, dem quirligen Bill Cunliffe am Piano und dem präzise agierenden Tim Horner am Schlagzeug seine eigene, hochklassige Band mitgebracht.
Mit dem locker swingenden Filmsong „Gone With The Wind“ beginnt das Konzert. Es folgen zwei Eigenkompositionen des Bandleaders. Rhythmisch vertrakt beginnt „Early Morning Blues“, geht aber schnell in einen flotten Swing.Blues über. Das ruhige „The Dream“ mit sanften Basslinien, mahlenden Besen und einfühlsamen Pianoläufen wird gewürzt mit abechslungsreichen und gewitzen Saxofontönen. Nach einem Stück des Saxofonisten, in dem er mit teils überblasenen und zweistimmigen Tönen ein weiteres Mal seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt, folgt der Klassiker „Nuages“ von Django Reinhardt? Hier zeigt MartinWind, daß er seinen Bass nicht nur gezupft sondern auch gestrichen gespielt perfekt beherrscht.
Das funkige „Get It“ -James Brown meets Richard Wagner- beendet den ersten Teil des Konzertes.
Während des gesamten Konzertes, und im besonderen auch in diesem Stück zeigt sich wieder einmal, daß hochkarätiger Jazz richtig Spass machen kann.
Im gleicher Manier geht es nach der Pause weiter. Einem swingenden, zum Fingerschnipsen einladender Bill Evans-Song folgen zwei weitere Stücke von Martin Wind. In „Remember October 13th“, einem Blues in „F“ wurde im Intro noch flugs eine witzige kleine Anekdote vom abendlichen Besuch in einem Lokal mit eingebaut und musikalisch interpretiert. „Little Prayer“ ein melodiebetontes Midtempostück ist noch einmal zum verschnaufen. Mit dem fulminanten und wohl komplexesten Stück des Abends „Fall Of The Fingers“ von Paul Chambers?, in dem noch einmal alle Musiker ihre große Klasse aufzeigen können, endet der offizielle Teil des Konzertes.
Als Zugabe gibt es noch das smothy „Isfahan“ von Duke Ellington.