Martin Taylor’s Gypsy Journey | 01.12.2006

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Nicht immer, aber immer mal wieder werden auch hoch lobende Ankündigungen von der später eintretenden Wirklichkeit überholt. Martin Taylor, angekündigt als „Europe’s finest guitarist“ entpuppte sich als absoluter Überflieger der Weltliga. Was der Schotte gemeinsam mit Jermaine Landsberger und Davide Petrocca im Neuburger Birdland Jazzclub bot, ließ Hören und Sehen ergehen.

Immerhin die Jazz Time New York war des Lobes voll über den schottischen Sinto, der so ganz nebenbei Träger des „Order Of The British Empire“ ist. Wärme, Farbe, swing, eine lässig flüssige Virtuosität in den perlenden Linien zeichnen den Gitarristen der globalen Extraklasse aus. Da scheint nichts, aber auch gar nichts mühsam oder erarbeitet, alles fließt und funktioniert wie von selbst, seien es haarsträubende Griffbrettkapriolen, seien es gefühlvolle Balladen. Martin Taylors Gypsy Journey strapaziert dabei nicht den Hauch des Klischees von Zigeunerjazz, keine wohlfeilen Geschwindigkeitsrekorde, keine Husarenritte, im Gegenteil – dem oberflächlichen Hörer könnte leicht entgehen, was hier wie auf Adlerflügeln passiert: Ein grandioser Musiker zelebriert die wunderbare Leichtigkeit des Seins.

Und sage niemand, er wäre dabei allein gewesen! Jermaine Landsberger am Piano und Davide Petrocca am Bass erweisen sich als ideale Reisegefährten an einem Abend der leisen Superlative. Landsbergers Exkurse durch das Reich der 88 Tasten aus Elfenbein und Ebenholz sprengen so Manches, was das Genre hergibt. Sie zeugen von Vorstellungskraft und so kreativer wie im besten Sinne romantischer Ader. Der kürzlich von Regensburg nach Nürnberg übergesiedelte Pianist, der das im Grunde gar nicht so unproblematische Zueinander von Klavier und Gitarre liebt – im vorigen Jahr war er im Birdland mit Bireli Lagrene zu Gast – erweist sich mehr und mehr als faszinierender Meister, nicht zuletzt mit einer so ungeheuer eigenständigen wie wegweisenden Version von „Minor Swing“. Das war einer der Lieblingssongs von Django Reinhardts, womit sich der Kreis auf völlig unerwartete Weise schließt, legt doch Landsbergers Spiel bei aller Offenheit gegenüber den Errungenschaften der Moderne großen Wert darauf, dass seine musikalischen Wurzeln hörbar bleiben.

Davide Petrocca wächst derweil förmlich über das hinaus, was die Saiten des Kontrabasses nur hergeben wollen, prägt den Abend mit unwiderstehlich warmem Groove, selbstbewussten Sound und Momenten vom Feinsten, was vom Bass nur erwartet werden kann. Dass das Miteinander der Drei zündet wie am Schnürchen gibt einem grandiosen Konzert das Tüpfelchen auf’s i.