Jenny Evans & Band | 07.12.2006

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Weihnachtszeit – Jazzzeit? Selten im Jahr ist Jazz so populär wie zu Zeiten rotnasig swingender Rentiere und eines penetrant besungenen Santa Claus. Dem Himmel sei Dank: Es gibt auch andere Möglichkeiten, den Advent zum Swingen zu bringen. Jenny Evans zeigte im Audi Forum Ingolstadt, dass sich Jazz und die Vorbereitung auf’s Christfest auch auf anspruchsvolle Weise verbinden lassen.

Schon das Repertoire entfleucht in erfreulicher Weise den üblichen Verdächtigen rund um den Traum von der White Christmas. Jenny Evans adventlich weihnachtlicher Reigen reicht von den mittelalterlichen Carmina burana über Jahrhunderte alte traditionelle Weihnachtslieder aus England und Osteuropa, über „Maria durch ein Dornwald ging“ und „Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will“ bis zu Billy Strayhorns „Caravan“. Natürlich fehlt nicht der „Little Drummerboy“, ist doch auch Ehemann Rudi Martini am Schlagzeug mit von der Partie, und auch bei Jenny Evans geht’s nicht ohne die offensichtlich unvermeidlichen „Jingle Bells“. Sei’s drum: Die Lieder sind gekleidet in überlegte und sensible Arrangements, die sie jazzig veredeln ohne zum Kitsch auszuarten, die freilich bei aller willkommenen Besinnlichkeit zuweilen arg elegisch angelegt sind und auch eine Spur mehr Pep vertagen könnten. Die Band mit Walter Lang am Piano, Thomas Stabenow am Bass und Johannes Herrlich an der Posaune pflegt einen sehr sanften Klang, stellt konsequent die Stimme in den Mittelpunkt, unterstreicht, unterstützt, untermalt mit dezent gesetzten Akzenten und kleinen feinen Glanzlichtern auf höchstem musikalischem Niveau. Nicht zuletzt ist es die warme Stimme von Jenny Evans mit ihrem weichen dunklen Timbre und der kultiviert zurückhaltenden Glut, die dem Abend auch ohne Winter-Wonderland etlichen Zauber verleiht. Denn man kann fast alles zu Weihnachten kaufen, meint die Sängerin, nur das nicht, was die Mitte dieses Festes bestimmt: Die Liebe! In diesem Sinne „Have Yourself A Mery Little Christmas“.