Adrian Mears New Orleans Hardbop | 24.11.2006

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

New Orleans und Hardbop? Da muss sich irgendwer verhört haben im musikalischen Geschichtsunterricht. Steht doch New Orleans für die Anfänge des Jazz bis in die 20er Jahre hinein, Hardbop dagegen für den endgültigen Aufbruch in die Moderne Anfang der 50er, das außerdem in New York. Aber dennoch: Was der australische Posaunist Adrian Mears im Birdland Jazzclub unter dem Label „New Orleans Hardbop“ ablieferte, war alles andere als ein Irrtum: Zupackende, frische und inspirierende Musik!

Mehrfach schon war Adrian Mears im Neuburger Birdland zu hören, jedes Mal mit noch stärker ausgefeilter bewundernswerter Technik. Was sein Posaunenspiel angeht scheint es keine Grenzen zu geben. Der Sound changiert von üppig sattem Volumen zu hart attackierendem Biss, von growlendem Einsatz des Plunger-Dämpfers bis zur Zweistimmigkeit, von trunken süffigem Fluss der Melodie bis zu knackig vorpreschenden Feuerstößen und blitzschnellen Slides. Mears setzt die Technik ein als Mittel zum Zweck, nie stellt er Effekte in den Vordergrund, immer dient das Spiel dem Stück und der kreativen Lust: „Today’s the Day“.

Die Band ist handverlesen, in Domenic Landolf an Tenorsaxophon und Bassklarinette hat Mears ein Alter Ego, das der opulenten Wucht der Posaune bewegliche Eleganz, hurtige Dynamik und spritzigen Unternehmungsdrang an die Seite setzt: „Extension“. Peter Madsen am Bösendorfer ergänzt die Frontline durch phantasievoll sprudelnden Einfallsreichtum, während Stephan Kurmann am Bass und Mario Gonzi am Schlagzeug für stracks voran marschierenden Groove in teils reichlich unwegsamem Gelände sorgen.

Was New Orleans und den Hardbop vereint? Die kollektive Lust an der Improvisation und das soulige Feuer einer Band, die sich das Beste aus zwei Ecken der Jazzgeschichte in kreativem Schaffen zu eigen macht.