Jim Mullen – Helmut Nieberle Sextet | 18.11.2006

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Es war eines dieser Konzerte, die zu sanftem Dauerlächeln führen, seidenweichen Mull um die Seele legen und der Dunkelheit des Novembers mit sanftem Flügelschlag begegnen. Zum seit 1999 regelmäßigen Herbstkonzert kam das Jim Mullen – Helmut Nieberle Sextett in den Birdland Jazzclub, um eine swingende Entrückung ins Land musikalischer Glückseligkeit zu schenken.

So gut waren sie nie, locker, voller Spielfreude, in lässigem Groove und freundschaftlichem Miteinander. Die Besetzung der Band hat ihren besonderen Reiz: Ungewöhnlich die Frontline mit zwei Gitarren und Baritonsaxophon. Helmut Nieberle und Jim Mullen spielen die Gitarre in zauberhafter Leichtigkeit und – bei aller stilistischen Individualität – in bemerkenswerter Seelenverwandtschaft. Der siebensaitige Regensburger mit einer Spur mehr lässig augenzwinkernder intellektueller Eleganz, der in London lebende Schotte mit einem Hauch mehr rauher Schale über großem Herzen. „Four, One and Only“ und „Tango la luna“ der Eine, „Stompin‘ at the Savoy“ und „Double Whiskey“ der Andere. Dazu das sonore Baritonhorn von Bob Rückerl, weich und mit Volumen gespielt, süffig wie je: Bob delights! Scotty Gotwald profiliert sich mehr und mehr als unterschätztester Drummer Süddeutschlands, ein phantasievoller Gestalter, der seinen Mitspielern mit filigranen Rhythmen den Boden bereitet. Wolfgang Kriener spielt den Bass mit passgenauem Groove und feinem harmonischem Gespür.

In einigen Songs wird das Sextett vervollständigt durch Charly Meimer. „Mr Frim Fram Sauce“, wie ihn Mullen in Anspielung auf Nat King Coles Hit aus den 40ern liebevoll betitelt, besticht mit seidiger Stimme und klassisch schönen Standards: „I Got a Crush on You“, „Crazy She Calls Me“, „My Melancholy Baby“ und „My Foolish Heart“ nicht zuletzt mit Charlie Chaplins „Smile“. Letzteres steht als Motto für einen wunderbaren Abend, der noch dem melancholischen „Lied vom traurigen Sonntag“ eine heitere Note verleiht, bevor die „Frim Fram Sauce“ ihm die letzte Würze gibt.