Martin Schmitt | 22.04.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

(Audi Forum Ingolstadt)

Liedermacher, Rock’n’Souler, Harlem-Stride- und Boogie-Woogie-Pianist, Entertainer, Sänger und was noch alles, witzig, spritzig, frech und sehr sympathisch. Ein Tausendsassa mit hohem musikalischem Unterhaltungswert präsentierte sich beim Jazz im Audi Forum: Martin Schmitt, einer der besten Pianisten, die in den frühen Pianostilen der Jazzgeschichte zu Hause sind.

Der muntere Tastensprinter aus München-Giesing unterzog den Bösendorfer Audi-Flügel einem wahren Härtetest, trick- und temporeich, temperamentvoll und spielfreudig. Er liebt die Boogie-Woogie-Boys Albert Ammons, Pete Johnson und Meade Lux Lewis, die Harlem-Stride-Giganten James P. Johnson, Willie „The Lion“ Smith und Fats Waller, den Blues von Leadbelly, das American Songbook, Roger Millers „King of the road“ und sein eigenes weibliches „Chamäleon“, das so herrlich konsequent inkonsequent ist. Eigene Songs mit ironischen, beobachtungsgenauen, hintersinnig-frechen Texten runden die Show ebenso ab wie u.a. ein „Russian Rag“ auf Grundlage von Rachmaninoffs Prelude in cis-moll.

Schmitt ist ein genauer Beobachter der Schicki-Micki-Welt mit ihrer Eitelkeit und ihren kleinen Schwächen, entlarvt die Weinkenner mit dem schicken Halbwissen ebenso wie die die midlife-kriselnden Jogger oder die verklemmte Möchtegern-Sexbomb.

Seine Band mit Titus Vollmer an der Gitarre, Tom Reinbrecht an Alt und Sopransaxophon, Raoul Walton am Bass und Andreas Keller Schlagzeug begleitet Schmitts schnittig schwungvolle Tastensprints mit kompaktem Groove und bringt ihrerseits bemerkenswerte Sololeistungen ein.

Gibt es so etwas wie einen „Gute Laune Blues“? Zumindest Schmitt hat ihn drauf neben Boogie und Soul, versprüht Charme, Witz und Optimismus. Immer wieder erzählt er nette kleine Witze und vergnügliche Geschichten, bringt die Menschen zum Lachen, stürzt sich dann wieder auf die Tastatur als wolle er diese zum Bersten bringen. Zum Schluss waren restlos alle einer Meinung: „Dieser Mann hat Feuer, dieser Mann heißt … Schmitt.“ Das Publikum sang begeistert den Refrain.