Cathy Rocco & Jermaine Landsberger Trio | 17.04.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Eine echte Jazzsängerin, die das klassische Repertoire des Great American Songbook in authentischer Interpretation sich zu eigen macht, davon gibt’s nicht allzu viele. Cathy Rocco ist so ein Juwel der Szene, charmant, eigenständig, wahrhaftig! Im Neuburger Birdland Jazzclub bot sie gemeinsam mit dem Jermaine Landsberger Trio eine makellose Lehrstunde, wie die Substanz einer Persönlichkeit alt bekannte Songs zu lebendigem Genuss veredeln kann.

Gegen die fast unübersehbare Schar der Stimmen und Stimmchen, die in den letzten Jahren in Erscheinung traten, oft genug von lärmendem Hype begleitet und doch nicht selten reichlich überschätzt, hebt sich Cathy Rocco in erfreulicher Weise ab: Technisch sauber, ohne Masche oder Mätzchen überzeugt die US-Amerikanerin mit italienischen und deutschen Wurzeln durch einen überaus souveränen Umgang mit jenen Songs, die seit einem dreiviertel Jahrhundert das Kernrepertoire des Jazz bestimmen und nach wie vor als Lackmus-Test für Qualität gelten.

Da ist nichts aufgewärmt, mühsam reanimiert oder bemüht modernistisch aufgepeppt. Swingstandards wie „You Go To My Head“ „There Will Never Be Another You“ oder „Your’e gonna Hear From Me“ knuspern nur so vor Frische, der Bebop-Klassiker „A Night In Tunesia“ knistert förmlich, die Balladen „For Once In My Life“ und „I Never Went Away“ lassen das Herz schmelzen. Glasklare Intonation, perfektes Timing, einfühlsame Phrasierung und ein charaktervolles Timbre vereinen sich zu einer perfekten Jazzperformance.

Begleitet wird Cathy Rocco von einer Band, die ihrerseits locker einen ganzen Abend im Birdland bestreiten könnte in dezentem, perfekt aufeinander eingespieltem swing und elegantem Zusammenklang von raffiniert abgeschmeckter Würze. Jermaine Landsberger zeigt am Bösendorfer Witz, Intelligenz und sprudelnde Phantasie, sei es, wenn er im Solo Coltranes „Giant Steps“ emporstürmt, sei es in unaufdringlich präsenter, einfühlsamer Begleitung. Davide Petrocca mit so präzisem wie virtuosem Bassspiel und der junge Julian Fau mit dezent dienlichem, lockeren Groove am Schlagzeug ergänzen das Trio zu einer geschlossen swingenden Einheit, in der Cathy Rocco Stimme strahlt wie die Sonne an einem klaren Tag.