In seltenen, wertvollen Momenten tropften die Töne nur mehr in den Raum, versammelten sich zu meditativ versunkener Stille. Die meiste Zeit indes prasselte das Feuer, sprudelten die Ideen, gleißten Energie und Temperament. Was das Martin Auer Quintett im Neuburger Birdland Jazzclub unter dem Motto „So Far“ – dies der Titel der aktuellen CD – darbot, war deutlich mehr als die Bestandsaufnahme einer Jazzband, die seit nunmehr dreiundzwanzig Jahren zusammen spielt. Das Konzert fühlte sich eher an wie ein Statement aus der Mitte des Jazz, bot es doch alles, was diese Musik so attraktiv macht: Griffige Themen, rassige Soli, beeindruckende Virtuosität, punktgenaues Zusammenspiel, hellhörige Kommunikation, knackige Rhythmen, harmonische Finesse, kreative Wendungen, Energie und Sammlung. Jazz lebt von der Überraschung, von der Freiheit der Alternativen, der jeweils anderen Möglichkeit, der frappanten Logik jener Optionen, die immer wieder auch gegen den Strom schwimmen. Wenn eine Band es schafft, das in einem homogenen Ganzen zusammen zu fügen und auf den Punkt zu bringen, dabei zugleich ganz nah beim Pubklikum zu bleiben, ohne sich zu verzwingen, ist schon viel gelungen. Spaß gemacht hat’s eben auch, vor und auf der Bühne. Immer wieder grinste Martin Auer, ein exzellenter Trompeter, der die Starkstrom-Attacke ebenso souverän beherrscht wie die samtige Ballade, als primus inter pares, wenn einem der Kompagnons wieder eines der wirklich tollen Soli gelungen war, mit denen der Abend sich im Überfluss schmückte. Allen voran Florian Trübsbach, der am Alt- wie am Sopransaxophon – eine seltene Kombination – rasante Kaskaden aus dem Trichter hervorsprudeln ließ. Nicht minder Jan Eschke, der den Flügel förmlich tanzen ließ mit hurtigen Läufen und weitem Schwingenschlag. Nicht zuletzt dem inspirierenden Groove von Andreas Kurz am Bass und Bastian Jütte am Schlagzeug folgte der geneigte Hörer gern auf dem Weg in die Mitte des zeitgenössischen Jazz. Bis hinein in die ganz stillen Momente.
hj