Till Martin Trio | 20.01.2018

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Der Blues kann auch leise sein, sanft und duftig. Jedenfalls dann, wenn ihn Till Martin spielt. Der Müchener Saxophonist setzte mit seinem schlagzeuglosen Trio im Neuburger Birdland ein deutliches Zeichen dezenter Spielkultur. Der Einstieg ins Konzert präsentierte das Saxophon solo, erst nach etlichen Takten kam mit alertem Groove der Bass hinzu, wiederum später mit lichten Akkorden das Klavier. Till Martin am Tenorsaxophon, Henning Sieverts am Bass und Christian Elsässer am Bösendorfer Flügel machten von Beginn an deutlich, worum es ging an diesem Abend: Transparenz, Licht und Luft zum Atmen, Musik mit Understatement und coolenm Touch, die sich nicht aufdrängte, sondern leise und mit Bedacht um die Aufmerksamkeit warb. Keine Hektik, kein Stress, dagegen Vertiefung, Ruhe, Sorgfalt und Behutsamkeit. Mit großem Respekt war das Programm jenen Musikern gewidmet, die für Till Martin wegweisende Bedeutung haben: Jimmy Giuffre z.B., der an Klarinette und Saxophon die Tradition Lester Youngs weiterführte, in „JG Blues“, Duke Ellington, dessen Klavierspiel Till Martin nach wie vor für besonders beeindruckt, in „Yellow Ans Blue“ oder Bill Evans in „Bill’s“. Die sehr persönliche Annäherung an die Idole bezog diese sehr intensiv auf die eigene musikalische Entwicklung und Persönlichkeit. Martins Sound zeigte sich von einer leichten Sprödigkeit getragen, dennoch atembetont klangschön mit kontrolliertem Volumen, mehr die Wärme des Holzes als die Kühle des Blechs betonend. Klang ging vor Tempo, Ruhe vor Sturm, wenngleich Virtuosität ab und an aufblitzte bei allen Dreien, eher jedoch, um die Gelassenheit zu unterstreichen als sie zu unterbrechen. „Tiny Swing“: Kammermusik im besten Sinne des Wortes, ein ausgezeichnet ausbalancieres Trio, das aufeinander hörte, Räume erschließen, Gestalten entwicklen und Geschichten erzählen konnte, aufs Wesentliche reduziert, jedoch mitnichten minimalistisch. Denn zugleich nahm das Trio mit in die Faszination des Farbenspiels, das diese herzenswarme, organische, erdverhaftete, nicht zuletzt auch mit leisem Humor und implizitem Groove durchsetzte Musik auszeichnete.