Maria Baptist – Jan von Klewitz | 02.10.2020

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Nicht allein der geradezu hymnische Klang des Saxophons sorgte dafür, dass der Konzertabend mit Maria Baptist und Jan von Klewitz intensiv unter die Haut ging. Ganz wesentlich waren es die Kompositionen der Pianistin Maria Baptist, die dem Abend das entscheidende Gepräge gaben.

Die international hoch geachtete Berliner »Schlüsselfigur des modernen Jazz« verfügt über kammermusikalisches Gespür ebenso wie sie das große Format der Big Band beherrscht. Ihre dichten Kompositionen bieten auf der Basis zumeist gut nachvollziehbarer, balladenhaft sanglicher Grundmotive Gelegenheit zu hochkomplexer Weiterführung. »Facing Duality«: Die Idee von der Einheit der Gegensätze gewinnt in diesem besonderen Duo eine frappante Gegenwärtigkeit. Der behutsame, feine, mal melancholische, mal spritzige Dialog zweier so unterschiedlicher Instrumente wie Klavier und Altsaxophon entwickelt sich einerseits in zarter Sanglichkeit, andererseits in lebhaftem Ausloten der instrumentalen Möglichkeiten, in manchen Momenten mit orchestraler Kraft und überwältigender Eindringlichkeit. In gleichberechtigt expressiver Dualität von Komposition und Improvisation heben Baptist und von Klewitz Melodien, Harmonien, Rhythmen und den Geist der Freiheit empor bis zur Apotheose auf »Cloud Nine«, wie eines der Stücke betitelt ist. Die ausgeklügelten Kompositionen und das überaus geschlossene Zusammenspielt Bapists und von Klewitz‘ sind dabei stets getragen von spürbarem Puls und federleichtem Groove. Der lässt‘s sich nicht einmal verdrießen im »Midnight Rain«, einem Regenguss, der die Komponistin nach ihrem letzten Auftritt in Neuburg auf dem Weg vom Jazzclub ins Hotel überraschte.