Mareike Wiening Quintet | 31.01.2020

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Das ist selten: Eine Europäerin, die eine Band aus New York leitet! Mareike Wiening gastierte mit ihrer handverlesenen Band aus dem Big Apple im Neuburger Birdland.

Die 32jährige Schlagzeugerin aus dem fränkischen Herzogenau-rach ist selbstbewusst, umtriebig und vor allem wirklich gut. So gelang es ihr während ihrer Lehr- und Wanderjahre in New York eine Band um sich zu scharen, mit der sie nun auf beiden Kontinenten Erfolge feiert. Zu ihrem zweiten Auftritt in Neu-burg nach 2014 brachte sie mit Saxophon-Altmeister Rich Perry, dem Pianisten Billy Test, dem Gitarristen Alex Goodman und ih-rem fränkischen Landsmann Johannes Felscher eine ausgezeichnet eingespielte Band auf die Bühne.

Mareike Wiening erwies sich im Laufe des Abends nicht allein als eine Drummerin der Extraklasse – Achtung Gender-Falle! Es ist nichts Besonderes, wenn eine Frau Schlagzeug spielt. – Nicht von ungefähr hat sie zwei Master-Urkunden in ihren per-sönlichen Akten, eine aus Mannheim, die andere aus New York, der Stadt, der sie ihre Debüt-CD gewidmet hat: Metropolis Pa-radise! Alle Finessen des modernen Jazzschlagzeugs beherrscht sie aus dem Effeff. Mit sichtlicher Freude am Spiel leitet sie das Geschehen auf der Bühne, hält die Band zusammen, verbin-det, was zueinander gehört, und lässt los, wann immer das freie Spiel sinnvoll Platz findet in ihren zum weiten Teilen ausgeschriebenen Kompositionen. Die Stücke rufen Bilder her-vor, Farben, Formen, Emotionen.

Für eine Schlagzeugerin außergewöhnlich: Mareike Wienigs Musik lebt nicht in erster Linie von den variablen, flexiblen, zum Teil auch sehr komplexen Rhythmen, dienen denn auch in keisnster Weise eigenem Schaulaufen: Nur zwei relativ kurze Drumsoli gibt‘s den ganzen Abend über. Sie komponiert zumeist am Klavier und legt sehr großen Wert auf die harmonische Aus-gestaltung und die melodischen Bögen. Der zugrunde liegende Groove realisiert sich wie von selbst im homogenen Sound der Band.

Ohne Zweifel steht Mareike Wienig in der Tradition des Jazz, weniger der feurig markanten z. B. des Hardbop als der impres-sionistischen Klangmalerei coolerer Herkunft, transparent, durchdacht, dabei stets durchdrungen von Kraft und Sammlung. Das hat Zukunft.