Marc Copland Zenith Quartet | 28.11.2015

Neuburger Rundschau | Stephanie Knauer
 

Dieses Gipfeltreffen war von Triumph gekrönt. Andres als in der Politik wurde das musikalische Zusammentreffen des hochrangigen Quartetts ein Höhepunkt des Modern, des Avantgarde Jazz und war an jedem Instrument luxuriös besetzt. Mit gutem Grund hieß das Gastensemble „Marc Copland Zenith Quartet“. Sowohl im Klanglichen wie im Rhythmischen und im freien Zusammenspiel war der Samstagabend im Neuburger Birdland eine Offenbarung. Wie etwa bei John Abercrombie – mit dem fast alle Quartettmitglieder schon gespielt haben – gab es keinen klassischen Aufbau, das schöpferische, freie Spiel, so schien es, begannen von Anfang an. Ein hingeworfener Gedanke, impressionistisch sphärische, mit nebulösem Pedal in den Weltraum katapultierte Akkorde und Sekundintervalle initiierten eine Dauer-Genese, die sich ekstatisch aufschwang und wieder erschlaffte. Antrieb und Leerlauf wechselten ab, aus boppigem Dauerlauf wurde ein Tango-ähnlicher Schritt, der funkig anklingende Bass-Einstieg entpuppte sich als zündender Latin-Rhythmus. An jedem Instrument saß ein Künstler, an der Drumstation sogar ein bildender Künstler. Joey Baron besaß eine riesige Bandbreite von streichelzart bis bombastisch, solierte mit großer Klangdelikatesse und überraschenden Anschlagstechniken. Es war der neue Blick auf das Geschehen, Schlagzeugeinwürfe, die ein genial anderes Licht auf darauf warfen, auch mit unkonventionellen Klängen, die Barons Kunst und die der anderen so außergewöhnlich machten. Zusammen mit Drew Gress, der seinen herrlich sonoren Bass kongenial bearbeitete und Pianist Marc Copland, ein superber Jazz-Pianist mit großem Horizont und entsprechend beeindruckendem Spiel-Ambitus, bildete sich die klassische, auch klanglich eingeschweißte Jazztrio-Besetzung, die faszinierende Momente etwa von hypnotisierender Verhaltenheit schuf. Naturgemäß ist die Trompete dagegen klanglich exponiert, obwohl Star-Trompeter Ralph Alessi auch über meisterhaft leise Töne verfügte. Selten ist eine derartige Instrument-Beherrschung zu erleben. Töne werden lang und makellos bruchlos gehalten, Spitzen gelingen treffsicher, auch technisch war dieser Abend olympisch. Kurze Free-Szenarien erstanden, aber ebenso ein typischer Swing, der aber nur von kurzer Dauer war. Wie ein Weltraumspaziergang mutete diese Birdland-Premiere an, ein steter Wandel mit unzähligen eindrucksvollen Begegnungen. Jeder der vier ist ein renommierter Solist. Doch erst durch das echte Zusammenspiel, das Vor- und Zurücktreten an passender Stelle und durch das Zusammenwirken um des besten Ergebnisses willen wurde dieses Konzert zum Meilenstein des modernen, auf höchstem Niveau kreativen Jazz.