Marc Copland Trio | 02.05.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Die Neudefinition des Pianotrios, komplett ohne Netz und doppelten Boden: Der risikobewusste freie Fall in die kommunikative Verlässlichkeit eines frei schwingenden Dreiecks, einfühlsam, offen, los und ledig. Marc Copland, Doug Weiss und Jochen Rückert ließen die Zuhörer im Birdland teilhaben an einem Konzert, das heimlich, still und leise zeigte, wie ein neues Kapitel Jazzgeschichte geschrieben werden kann.

Ein wahres Geschenk für den Neuburger Jazzclub ist die langjährige Freundschaft mit dem New Yorker Pianisten Marc Copland. Seit eineinhalb Jahrzehnten können Stammgäste im Keller unter der Hofapotheke einen musikalischen Werdegang verfolgen, der sich konsequent und beharrlich auf dem eigenen Weg mehr und mehr der Vervollkommnung nähert. Man staune einmal mehr: Erst als wohlbestallter Saxophonist entdeckte Marc Copland das Piano als sein eigentliches Instrument, zog sich zurück und begann auszuloten, was die 88 Tasten ihm zu sagen haben. Der ruhige, introspektive Musiker verzichtet auf jede Attitüde, ist ein durch und durch ernsthafter, dabei uneitler, überzeugter und in seinen Bann ziehender Künstler, ein bisschen zu bescheiden fast vielleicht für das große Business, aber das ist wahrscheinlich auch gut so. Denn er konzentriert sich wirklich auf seine Musik, leise, aufmerksam, hochsensibel und erfreulich frei von Monomanie und Manierismen. Wer miterlebt, wie versunken er seinen Triopartnern zuhören kann, wird dennoch kaum erahnen, mit welch seismografischer Sensibilität Marc Copland Musik erschaffen kann mit offenem Herzen und sublimer, vollkommen aggressionsfreier Kreativität.
In Doug Weiss am Bass und Jochen Rückert am Schlagzeug hat er zwei Partner an der Seite, auf die er sich blind verlässt und verlassen kann. Die beiden sorgen mit behutsamer Sorgfalt dafür, dass das Dreieck nicht entschwebt, verankern die Musik in Raum und Zeit, Weiss mit singend voluminösem Sound, melodieschön ausgeformten Linien und ungemein stabilem harmonischem Gespür, Rückert mit schier sensationell einfühlsamer Melodiebezogenheit, sicher, immer auf dem Punkt und erfreulich klischeefrei. Ein Konzert wie ein schöpferischer Traum!