Mit dem Marc Copland Trio setzte die Reihe „Art of Piano“ im Birdland Jazzclub erneut einen Meilenstein in der Programmqualität des Neuburger Jazzgeschehens. Marc Copland, p, Drew Gress, b, und Jochen Rückert, dr, sorgten für einen ungemein beeindruckenden Abend, der alle stilistischen Schubladen zwischen Jazz, Klassik und neuer Musik sprengte.
Subtile Tiefenbohrungen in die Verwerfungen der Seele, sanfte Suchbewegungen, Momente von innerer Spannung und stiller Schönheit, melancholischem Charme und temperamentvoller Erosion: Wohl kaum ein anderer Pianist vereint persönliche Authentizität derart integer mit analytischer Kraft und zartfühlender Weisheit wie der New Yorker Marc Copland. Seine Musik entfaltet eine eindringliche Sogwirkung, sei es im düster verhängten „Dark Territory“, sei es in Herbie Hancocks „Watermelon Man“, dem er in ostinater Beharrlichkeit auf den Leib rückt oder im Traditional „Greensleeves“, das ihm zur balladesk introspektiven Seelenwanderung wird, – Coplands musikalische Aquarelle vermitteln Impressionen von unmittelbarer Ehrlichkeit. Dazu tragen seine Triopartner Drew Gress und Jochen Rückert nicht wenig bei. Der vor 26 Jahren in Köln geborene Wahl-New Yorker Rückert gilt zu recht als einer der vielseitigsten Drummer der Szene; sein aktiv mitspielender nuancenreicher Beat setzt variable Akzente, errichtet rhythmische Strukturen in konsequenter Differenzierung. Drew Gress‘ Bass findet sein Zuhause im „Dark Territory“ ebenso wie im orientalischen Duktus des Miles Davis Standards „Nardis“ oder im hektischen Getriebe urbaner Unwirtlichkeit: „It ain’t necessarily So“. Mit seinem fulminanten Solo in „Nardis“ setzt er einen der bassistischen Höhepunkte der letzten Jahre im Keller unter der Hofapotheke.
Das Ganze ist mehr als nur die Summe seiner Teile: In Punkto Homogenität, Zuhören, Gleichberechtigung und Interplay sucht das Marc Copland Trio seinesgleichen. So geriet „Art Of Piano“ unversehens zu einem Lehrstück der „Art of the Trio“.