James Moody Quartet | 05.10.2001

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Klassischen Bebop gewürzt mit einer guten Portion Humor und skurriler Originalität bot James Moody, Jazz-Urgestein aus der Bebop-Ära, im Neuburger Birdland. Begleitet von einer Band aus der ersten Reihe der New Yorker Jazzelite bot Moody ein gut gelauntes musikalisch hochwertiges Konzert.

Die Band ist manchmal genauso gespannt wie das Publikum, was dem 76jährigen Tausendsassa als nächstes einfällt. James Moody erzählt und scherzt, freut sich ob der Lacher, die er erzielt, hebt an zu einem seiner unverwüstlich lebendigen Soli auf dem Alt- oder Tenorsaxophon, singt mit krächzender Reibeisenstimme ein paar Takte, fängt auch noch zu Rappen an. Zwischendrin krönt er das Ganze mit einem gepflegten Jodler und ist plötzlich wieder mit vollem Ernst bei der Sache, trägt sein Teil bei zu den atemberaubenden Unisoni oder unverhofften Rhythmuswechseln der komplexen Arrangements. Solcher Ernst straft eventuell aufkeimende Kritik am „Onkel Tom“ Lügen. So bietet neben dem flexiblen „St. Thomas“, dem swingenden „Take the A-Train“ oder dem lebhaft-parodistischen „Benny’s from Heaven“ die lebhaft scharf geblasene „Night in Tunesia“ ein Bebop-Erlebnis der alten Schule mit changierend kühner Phrasierung des Altmeisters am Saxophon, wuchtigen Drops vom Schlagzeug, stetig vorwärts groovendem Bass und sperrigen Läufen vom Piano. Moody lässt seiner Band reichlich Raum zur Entfaltung. Mit der selbstbewusst variantenreichen Einfühlsamkeit der Pianistin Renee Rosnes, dem kräftigen Ton und flüssigen Spiel des Bassisten Todd Coolman und der kantig rauhen Phantasie des Drummers Adam Nussbaum ist so ganz nebenbei ein Pianotrio zu hören, das auch allein den Abend gelohnt hätte, vor dessen Hintergrund jedoch James Moody seine unverwüstliche Lebensfreude nur um so besser zum Ausdruck bringen kann.