Manfred Bründl’s Silent Bass | 22.05.2009

Donaukurier | Bruno Turchet
 

Für chaotische Klangformen fühlt sich der Modern-Jazz-Bassist Manfred Bründl definitiv nicht zuständig. Er wohnt in Weimar und genießt es, sich nicht mit nörgelnden Nachbarn herumschlagen zu müssen. Vor allem dann nicht, wenn er probt! Bründl, der bis 1989 Dozent an der Universität Mainz war, wurde 1996 als Professor an die Hochschule für Musik in Weimar berufen, wo er das Institut für Jazz leitet. 1999 gründete er das Crossover-Ensemble Composers Orchestra.

Im Neuburger „Birdland“ gastierte er nun mit Silent Bass, einer Band, die ausschließlich Bründls Kompositionen spielt und bis dato die Alben „Respect“ und „Crosshatched“ (bei- de Laika-Records) herausge-bracht hat. Dabei setzt Bründl auf eine spannungsreiche Mixtur unterschiedlicher Charaktere. Er selbst verfügt nicht nur über einen vollen Kontrabass-Sound, sondern auch über ein breites Improvisationsvolumen – die Schnörkellosigkeit des traditionellen Jazz ist ihm ebenso vertraut wie die waghalsig-abstrakte Linearität von Bassisten wie Percy Heath (Modern Jazz Quartett), Ray Brown (Bassist von Charly Parker und Ella Fitzgerald) oder Marcus Miller. Sein Spiel wirkt nie gekünstelt. Bründl hat auf seinem Instrument einen Ton entwickelt und kultiviert, der aus der Tiefe der Seele zu kommen scheint. Modern Jazz pur, nur ein bisschen genialer!

Analoges gilt für den Saxofonisten Hugo Read, der als Komponist unter anderem auch für die WDR-Bigband und andere Rundfunkanstalten arbeitet. Pianist Achim Kaufmann, für den „Birdland“-Gig speziell aus Holland angereist, produziert eine Sound-Alchemie, die sich durch ein Flair für unkonventionelle, gelegentlich auch schräge Sinnlichkeit auszeichnet. Rhythmisch unterstützt wird Silent Bass durch den schlagfertigen Perkussionisten Jonas Burgwinkel. Mühelos fügt er sich in Bründls Kontrabassspiel ein und begleitet seine Mitstreiter mit größtmöglicher Finesse.

Geboten wird erfrischend unverbrauchter Modern Jazz, der zwischen Einfachheit und faszinierender Komplexität oszilliert und eine fundierte Auseinandersetzung mit ganz unterschiedlichen Einflüssen verrät. Silent Bass erweist sich im „Birdland“ als Plattform für improvisatorische Eloquenz und trickreiche Interaktionen. Jazzkritiker Bert Noglik äußerte dazu einmal: „Silent Bass bedeutet ja nicht, dass der Bass unhörbar wäre. Er ist nur das vergleichsweise stille Instrument, das die Basis schafft – zusammenhaltend und solistisch hochfliegend. Und selbst wenn er einmal nicht zu hören sein sollte, könnte er als anwesend gedacht werden.“

Einmal mehr bewies Manfred Rehm Gespür für aufregende Musiker in der deutschen Jazzszene. Wen wundert’s, dass der Neuburger Jazzimpresario mit der Programmgestaltung eines Jazzfestivals auf der Insel Mauritius beauftragt wurde?