Florian Poser Vibe Trio & Cezary Paciorek | 15.05.2009

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Metall: Stäbe hier, Zungen da, durch Schlegel zum Klang angeregt, durch Luftzug zum Schwingen gebracht! Schlaginstrument und Aerophon: Klanglich von hohem Reiz ist die Kombination von Vibraphon und Akkordeon, wie sie das Florian Poser Vibes Trio mit Cezary Paciorek im Birdland Jazzclub einem begeisterten Publikum darbot.

Das Akkordeon ist nach wie vor ein Exot im Jazz, trotz zunehmender Präsenz, wie sie sich vor allem in den Namen von Dino Saluzzi, Rob Burger, Richard Galliano oder Jean-Louis Matinier repräsentiert. In der Kombination mit Vibraphon jedenfalls ist das Akkordeon im Jazz bisher noch kaum zum Zuge gekommen. Andererseits: Alles ist nur eine Frage der Zeit, auch das Zustandekommen ungewöhnlicher Besetzungen! Es kann nur als folgerichtig gesehen werden, dass sich der norddeutsche Vibraphonist Florian Poser und der polnische Akkordeonist Cezary Paciorek gesucht und gefunden haben, wobei dem Findungsprozess die Anregung eines Konzertveranstalters und wohl auch glückliche Fügung hilfreich zur Seite standen. Wie dem auch sei, Reibung, Reiz und Ergänzung der Klänge und Charaktere zweier entfernt verwandter wie grundverschiedener Instrumente boten hochgradig ersprießliches.

Florian Poser, Professor an der Bremer Hochschule für Künste, ist einer der renommiertesten Vibraphonisten unserer Breiten, ein Meister kühler Improvisationen, die er mit trockenem Sound und heißem Herzen in den Keller legt, intelligent, kühn, tempogeladen und gefühlvoll. Als Triopartner begleiten ihn Oliver Carstens mit erdigem Bass und Thommas Hempel mit druckvollem Schlagzeug bei den Jazz-, Blues-, und Latin-inspirierten Kompositionen wie „Cedars Blues“, „Malambo“, „Calm Down“, „Take Me Along“ oder „Primrose Path“.

Was dazu Cezary Paciorek auf dem chromatischen Knopfakkordeon bietet, geht weit über das übliche Repertoire eines Ziehharmonikaspielers hinaus. Er nutzt die harmonischen und dynamischen Möglichkeiten des Instruments mit den beidseitig fünf Tastenreihen weidlich aus für überaus lebhafte Improvisationen, lässt Melodiebögen schweben, beißt zu, tupft die Töne an und wirbelt sie förmlich durch den Raum, beeindruckend vor allem in den Uptempo-Stücken. „Celestial Encounter“ wird beileibe nicht das letzte jazzige Lebenszeichen des polnischen Akkordeon-Virtuosen sein.