Die Töne tropfen mehr als dass sie fließen. Piano, Cello, Saxophon, eine außergewöhnliche Konstellation im Jazzclub, noch dazu, wenn der Flügel klangverändernd präpariert ist. Jazz im engen Sinne ist das nicht mehr, zumindest nicht im Hörgang des Puristen, eher schon improvisierte Neue Musik! Aber wer braucht schon Schubladen, um Phantasie und Faszination einzusperren? Die französische Pianistin Silvie Courvoisier, die im Jahr 2000 das dritte Millennium auf überaus beeindruckend Weise einläutete, geht konsequent den Weg voran, gelöst von allen Lästigkeiten der Form, hinein in Freiheit und Abenteuer. Vorbei aber die Zeit, als solche Wege brachial freigeschlagen wurden mit musikalischer Machete. Es geht auch leise und behutsam, dennoch quicklebendig, wendig! Da wird der Bauch des Cellos gestreichelt wie seine Saiten vom Bogen behaucht werden, wirbelt das Saxophon sprudelndes Quellwasser durch frühlingsgrüne Luft, tupft das Piano einem Schmetterling gleich Farben in den Himmel, grollt, rollt, schmeichelt und schnurrt. Musik, die sich so leicht nicht fassen lassen mag, nur genießen.
Das Cello singt und sägt, quietscht und summt unter den Händen von Vincent Courtois in irrlichterndem Klangspektrum von Klassik, Rock und Avantgarde. Ellery Eskelin am Saxophon meditiert mit voluminös luftigen Linien den Klang der Zeit. Die Hände von Silvie Courvoisier witschen nur so über die Tasten des Bösendorfers, deuten Töne an, spielen wie im Traum, elfengleich, zart und doch gewittergleich, ohne Kompromisse. Wie ein Hörflim wirken die beiden suitenartigen Sets, mit feinsten Facetten, Dialogen, Stop and Go und rotem Faden, Nebenpfaden, Klängen, Düften, Landschaften, Märchen aus 1001 Nacht für 2009 Tage. Freiheit ohne Risiko? Gibt’s nicht! Umso beglückender, wenn sie gelingt und sich findet für zwei Dreiviertelstunden