Mallets & Friends | 17.10.2020

Donaukurier | Karl Leitner
 

Erst im Februar diesen Jahres waren Mallets & Friends im Birdland zu Gast. Ebenfalls mit dem Programm „The Lady Sings The Swing“, das ganz und gar auf die Ausnahmesängerin Angelina Siegert zugeschnitten war. Seither hat sich die Situation für Musiker allgemein dramatisch geändert. Wer sich einzig und allein zu gemeinsamen Proben treffen konnte, dürfte sich bereits glücklich schätzen, von regulären Konzertangeboten ganz zu schweigen.

Es dem Birdland Jazzclub deswegen hoch anzurechnen, auch regionalen Formationen wie dieser, mit der man als Veranstalter sicherlich nicht den großen Reibach machen kann, immer wieder ein Forum zu bieten. Anders herum ist Bernhard Reitberger (Vibrafon), Christoph Zoelch (Sopran- und Tenorsaxo-fon), Ted Matschi (Kontrabass), Joachim Holzhauser (Schlagzeug) und Angelina Siegert dafür Respekt zu zollen, ihrem wiederum zahlreich erschienenen Publi-kum nicht eine Kopie der Setlist von damals anzubieten, sondern ein Alternativprogramm.

Die Unterschiede sind frappant. Der Umstand, dass im ersten Teil des Konzerts noch Unsicherheiten spürbar sind, ist zweifelsohne der langen Konzert- und Probenpause zuzuschreiben, der Rest aber scheint durchaus beabsichtigt. Reitberger steht im neuen Konzept absolut im Mittelpunkt, nutzt jede sich bietende Gelegenheit zu einem rasanten Solo, outet sich als Fan halsbrecherischer Schlagkombinationen und möglichst vieler Töne, sogar dann, wenn vielleicht sogar weniger mehr wäre. Christoph Zoelch, sein solistischer Partner, kommt vergleichsweise wenig zum Zug und die Herren am Kontrabass und am Schlagzeug bleiben lange Zeit außen vor, obwohl sie, wie man weiß, auch solistisch durchaus etwas zu sagen hätten. Angelina Siegert hingegen zeigt sich gewohnt souverän. Die alten wie auch die neu ins Programm genommenen Titel meistert sie scheinbar völlig mühelos, baut zu ihnen emotionale Nähe auf und ist vor allem bei den Balladen eine Klasse für sich. Einmal mehr ist sie – obwohl nicht Chefin der Band – gleichwohl deren zentrale Figur.

Fazit: Die lange Spielpause zeigt durchaus Wirkung, hat aber die Band keineswegs aus der Spur gebracht. Wenngleich man sich als Hörer umorientieren muss. Die verstärkte Dominanz des Vibrafons ist unverkennbar, ein Jazzdrummer, der immer wieder mal in die Rolle des Rockschlagzeugers schlüpft, ebenso. Ob es sich bewährt, ihn und den Bassisten über weite Strecken fast gar nicht ins aktive Geschehen mit einzubeziehen, muss sich zeigen. Man wird sich an das neue Bandkonzept erst wohl noch so richtig gewöhnen müssen. An Angelina Siegert hingegen nicht. Bei ihr und ihrer Stimme gibt’s keinen Gewöhnungseffekt, weswegen man eine Stimme wie die ihre und ihren Umgang damit wohl auch mit Fug und recht „außergewöhnlich“ nennen darf.