Mallets & Friends „The Lady Sings The Swing“ | 07.12.2018

Donaukurier | Karl Leitner
 

Sie heißt Angelina Siegert und stammt aus Ingolstadt. Wer sie einmal singen gehört hat, wird sie so schnell nicht vergessen. Bislang ist sie „nur“ in der regionalen Jazzszene in Erscheinung getreten. Im Rahmen der dortigen Reihe „Jazz regional“ ist sie an diesem Abend im Birdland zu Gast, nutzt die Gunst der Stunde, entfaltet ihr erstaunliches Potential und räumt gnadenlos ab.

Eigentlich handelt es sich bei diesem Konzertabend ja um das zehnjährige Jubiläum von „Mallets & Friends“. Das ist die Band des Neuburger Vibrafonisten Bernhard Reitberger und zugleich der Name eines Konzepts, das immer wieder neue Mitspieler und Gastmusiker vorsieht. Aktuell sind dies neben Reitberger selbst Ted Matschi am fünfsaitigen Kon-trabass, Tom Diewock am Schlagzeug, Christof Zoelch am Saxofon und eben Angelina Siegert, die ab und zu auch mal zur Gitarre greift, in der Hauptsache aber singt, weswegen das Konzert auch unter dem Motto „Lady Sings The Swing“ steht.

Wobei dieser Titel eindeutig zu kurz greift, denn das Quintett beschäftigt sich auch mit dem Rhythm’n’Blues eines Mose Allison, mit dem Great American Songbook im Allgemeinen und George Gershwin, Nat King Cole und Frank Sinatra‘s „Polka Dots & Moon Beams“ im Besonderen. Instrumentalnummern von Pat Metheny und Kenny Garrett sind zusätzliche Farbtupfer, im Zentrum des Geschehens aber steht Angelina Siegert, die jede Hürde meistert und bei jeder Nummer stimmlich einen hervorragenden Eindruck hinterlässt. Absolut intonationssicher, auch in hohen Lagen präsent und kraftvoll, ausdrucksstark und emotional präsent. – Mit diesen Voraussetzun-gen fasst sie Klassiker wie „Slow Boat To China“ und „Moanin‘“ neu, wirkt das sogar das fast schon zu Tode gecoverte „Fever“ unter ihren Fittichen erstaunlich frisch.

Bei den Balladen merkt man bekanntlich am deutlichsten, wie gut eine Sängerin wirklich ist. Zieht man „At Last“ von Etta James als Maßstab heran, wird erst so richtig deutlich, wie viel Gefühl, ja, Herzblut in der Version Angelina Siegerts steckt. Mit diesem Song punktet sie ganz besonders. Aber auch die Passagen, in denen sie mit dem Text spielt, in denen sie die dem Song zugrunde liegende Melodie abwandelt, Girlanden anlegt, farblich koloriert, sind in der Tat beeindruckend.

Bernhard Reitberger und seinen Kollegen kommt das Verdienst zu, ihrer Sängerin an diesem Abend ideale Bedingungen geboten zu haben. Ohne die Unterstützung einer versierten Band wie dieser ginge gar nichts. Bleibt zu hoffen, dass das Projekt „Mallets & Friends“ in der aktuellen Besetzung erhalten bleibt. Und wer speziell Angelina Siegert noch nicht gehört hat, sollte das bei nächster Gelegenheit unbedingt nachholen.