Django Reinhardt Night (Audi Forum Ingolstadt) | 06.12.2018

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Der Gypsy Swing, mit dem Django Reinhardt vor bald hundert Jahren die Musik-Welt bereichert hat, ist bis heute die einzige in Europa geborene Stilrichtung des Jazz, die sich weltweit durchgesetzt hat. Und die bis heute große Musiker dazu motiviert, eine ehrwürdige Tradition nicht nur als Anbetung der Asche zu verstehen, sondern als Weitergabe des Feuers. Dafür war die Django Reinhardt Night im Audi-Forum ein herzerwärmendes Beispiel.

Das Gismo Graf Trio und das Tcha Limberger Trio gehören zu den markantesten Vertretern des Gypsy Jazz. Sie überzeugen durch expressive Jazz-Klänge, mit einem leichten, elegischen Grundton und in technischer Perfektion: Gismo Graf (Sologitarre), sein Vater Joschi Graf (Rhythmus-Gitarre) und Joel Locher (Bass) vor der Pause und Tcha Limberger (Violine und Gesang), Dave Kelbie (Gitarre) sowie Sebastian Girardot (Bass) im zweiten Teil des Programms.

Mit dem nötigen Drive waren die Ryhthmus-Gitarristen unterwegs, sozusagen die Handwerker im Jazz-Maschinenraum. Hinreißend die musikantische Verve und das musikalische Gefühl der beiden Bassisten Locher und Girardot. Sie legen souverän das Fundament eines betörenden Jazz-Sounds. Aber sie entlocken ihren Instrumenten auch Klangfarben nahe an der menschlichen Stimme, weich und klar. Und faszinierend in halsbrecherischen Improvisationen, etwa im Song „An Englishman in New York“. Mit den Sologitarren liefern sich die Bässe manchmal eine Art Wettstreit, wer in ein paar Takten die meisten Noten blitzsauber unterbringen kann – und einen Augenblick später fangen sie die wilde Jagd wieder im ruhig fließenden Espressivo auf. Das hat Rasse und Klasse.

Der Clou dieses Django-Night waren zwei guest stars. Ludovic Beier, der französische Zauberer auf dem Akkordeon und der belgische Gitarren-Virtuose Moses Rosenberg. Ein Akkordeon hört man im Jazz nicht alle Tage, ein derart faszinierend ausgereiztes Instrument ganz selten. Dieser Ludovic Beier ist vom Auftreten her gewiss kein Star, aber musikalisch ist er ein funkelnder Stern, mit virtuosem Können, das wie das einfachste von der Welt daherkommt. Und Moses Rosenberg streichelt die Sologitarre geradezu bei den melodischen Passagen, lässt die Akkorde aufblühen und stürzt sich begeistert in halbsbrecherische Kühnheiten. Am schönsten in der Eigenkomposition „Mosologie“, die auch etwas Selbstironie mit durchscheinen lässt.

Ein Glanzlicht dieser musikalischen Nacht hört auf den Namen Tcha Limberger. Der blinde Geiger und Sänger ist mit seiner Violine schier verwachsen, im scharfen Zugriff bei schrägen Doppelgriffen genauso wie im samtweichen Piano, im ätherischen Sound mit Dämpfer, wenn die Töne manchmal kaum noch zu hören, aber doch präsent sind. Und in einer einzigartigen Kombination seiner Stimme mit dem Geigenton. Sehr expressiv im Forte, was gewöhnungsbedürftig ist, und hinreißend im leisesten, zarten Klang der Kopfstimme. Es war eine Django-Night zum Staunen und Genießen.