Magris – Uhlíř – Helešic | 18.01.2020

Neuburger Rundschau | Julia Abspacher
 

Jazz und Tschechien, da kommt zusammen, was zusammengehört. Das bewies zumindest am Samstagabend das Trio um František Uhlíř am Bass, Jaromír Helešic am Schlagzeug und Roberto Magris am Flügel. Seit den 1980er-Jahren musizieren die drei mit Unterbrechungen miteinander, damals noch erschwert durch den Eisernen Vorhang, der den Italiener Magris von seinen tschechischen Kollegen trennte. Vor drei Jahren aber hat das Trio fest zueinander gefunden und trug seitdem bei weit über hundert Auftritten und mit einigen CD-Veröffentlichungen die Botschaft des tschechischen Jazz in die Welt hinaus. Ein würdiger Act also für die mittlerweile 215. Auflage von Art of Piano im Birdland.

Ganz klassisch stehen beim Klaviertrio die drei Akteure völlig gleichberechtigt nebeneinander, da gibt es keine Leadinstrumente, die der Rhythmusgruppe die Show stehlen. Vor allem der Bass wird mehr als gewöhnlich gefordert, kann er sich doch nicht in den Hintergrund zurückziehen, sondern muss an vorderster Front sein Tagewerk bestreiten. Wie gut also, dass die Musiker am Samstag mit Uhlíř einen wahren Virtuosen auf seinem Instrument und Fixstern der tschechischen Jazzszene dabeihatten.

Rasant und energiegeladen entlockt er seinem warmklingenden Kontrabass markante Töne. Weit über den Klangkörper gebeut steht er da, so dass sich die greifende und die zupfende Hand schon fast am Ende des Griffbretts treffen. Die Saiten lässt er derart kräftig schwingen, dass es förmlich durchs Gewölbe schnalzt. Und auch die ein oder zwei Mal, wenn Uhlíř zum Bogen greift, entlockt er seinem Bass einem ansprechenden, vollmundigen Klang oder nervenaufreibendes Flageolett. Ein ums andere Mal muss er sich nach einer arg halsbrecherischen Partie gar auf die beanspruchten Finger pusten.
Doch natürlich gehören zum Trio immer drei, und auch Magris und Helešic treten die Flucht nach vorne an, auch bei ihnen gibt es wenig Zeit für Atempausen. Magris lässt seine Finger bis an die äußersten Ränder der Klaviatur perlen, Helešic wischt, trommelt, klopft und schlägt auf seinen Becken herum und sorgt ganz unaufgeregt stets für die richtige Perkussion.

Auch wenn die Stücke der Combo – größtenteils Eigenkompositionen, ab und zu auch Werke anderer Jazzer – zum Teil melancholische Namen tragen, wie etwa „Search for peace“ oder „Song for an African Child“, so ist die Grundstimmung ihrer Musik doch positiv und unbeschwert. Besondere Leichtigkeit und ein wenig Dolce Vita verströmt etwa „Italy“, welches Magris als Ode an die Vorbilder aus seinem Heimatland interpretiert. „From Heart to Heart“ wiederum nimmt mit in die Prager Jazzszene und stellt erneut Uhlířs Können ins Zentrum. Alle Stücke aber verbindet ihr warmer und emotionaler Klang, der es nicht schwer macht, der Musik des Trios zu lauschen.