Lynne Arriale Trio | 23.11.2002

Donaukurier | Norbert Schmidl
 

Chick Corea, Duke Ellington, Abdullah Ibrahim, Thelonious Monk, die Beatles. Sie alle und noch viel mehr waren im „Birdland“-Jazzclub in Neuburg zu hören. Dass sie nicht selbst anwesend waren, sondern „nur“ deren Stücke, machte an diesem Abend überhaupt nichts aus. Denn das Lynne Arriale Trio brachte die Musik dieser Größen in einer Art zu Gehör, dass man versucht ist zu sagen, die Altmeister selbst hätten es nicht besser machen können.
Die Arrangements der Pianistin Lynne Arriale etwa von „Blackbird“ oder „Mountain of the Night“ sind nicht nur zeitgemäß, sondern absolut hörenswert und bezaubernd. Und eigene Stücke des Trios wie etwa „Seven Steps to Heaven“ von Schlagzeuger Steve Davis stehen den Fremdkompositionen in nichts nach. Kein Wunder, dass im „Birdland“ beinahe ehrfürchtige Stille herrschte, wenn Arriale und Davis sowie Bassist Jay Anderson eine kurze Ansagepause machten, um dann wieder in die Vollen zu gehen.
Damit das allerdings nicht missverstanden wird: In die Vollen im Sinne von laut ging das Trio nur in ganz seltenen Fällen. Wozu auch? Sie sind Meister der leisen, zarten, hingehauchten Töne. Lynne Arriales unendlich weiches Flügelspiel, Jay Andersons meist nur gestreichelter Bass und Steve Davis feinfühlige Rhythmusgrundlagen schufen ein Gesamtbild, das dazu verleitete, sich zurückzulehnen, die Augen zu schließen und zu träumen. Weil sich in dem Trio niemand vordrängt, auch nicht die Bandleaderin, ist das Ergebnis eine Einheit, innerhalb derer freilich jeder seine Freiheiten hat und diese auch nutzt. Bei kurzen Soli, die eigentlich keine sind, weil jeder auch dann von den anderen musikalisch unterstützt wird, wenn der Spielball mal bei ihm gelandet ist.
Besonders hervorzuheben · obwohl dies eigentlich schon fast unfair gegenüber den übrigen beiden Bandmitgliedern ist · ist dabei Schlagzeuger Steve Davis. Wobei in diesem Fall der Begriff Schlagzeuger eigentlich irre führend ist. Denn Davis „schlägt“ seine Trommeln und Becken nur sehr selten. Er streichelt die Felle und Becken mit seinen Jazzbesen, wischt leicht darüber, klopft mit den Fingerspitzen darauf oder mit den Trommelstöcken mal leicht an die Ränder seiner Instrumente und schüttelt im Extremfall auch mal die Jazzbesen einfach in der Luft.
Das Gastspiel des Lynne Arriale Trios war zwar ein weiteres im Rahmen der Reihe „Art of Piano“ im „Birdland“. Dank der Ausgewogenheit der drei Musiker war es aber weit mehr als das. Es repräsentierte die komplette Spielkunst eines Trios.