Lynne Arriale Trio feat. Wolfgang Lackerschmid | 06.04.2001

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Ein lebendiges feinnerviges Piano, ein sanft swingendes Vibraphon, ein freundlich grummelnder Bass und ein sensitiv zurückhaltendes Schlagzeug: Herz was brauchst du mehr zum Schwelgen? Das Lynne Arriale Trio sorgte gemeinsam mit Wolfgang Lackerschmid für einen verträumten Frühlingsabend im Keller unter der Hofapotheke in Neuburgs Altstadt.

Dabei ist sie gar keine Träumerin. Ihr mit entschiedenem Anschlag und erkennbarem klassischen Hintergrund vorgetragenes kultiviertes Klavierspiel ist von reifer Klasse. Lynne Arriale strahlt das disziplinierte Selbstbewusstsein einer Frau aus, die weiß, was sie will und die tut, was ihr richtig erscheint. Emanzipation? Kein Problem, wenn Küche und Klaviersalon direkt nebeneinander liegen: „Das Stück ist mir beim Kochen eingefallen und ich bin dann ganz schnell rüber zum Klavier, damit der Einfall nicht verloren geht.“ Das so entstandene „The Dove“ tänzelt wie ein Sonnenstrahl in einer leichten Brise des Ostwinds, ist ebenso flüssig und nachvollziehbar melodisch wie das in karibischen Soundassoziationen sanft ausdifferenzierte Calypso. So schön kann Jazz im Mainstream sein, Piano und Vibes gehen ineinander über und ineinander auf, werfen sich gegenseitig die Melodien zu wie bei einem freundschaftlichen Federballspiel am Strand. „Wir sind heute auch freundlich drauf“, bestätigt Lackerschmid im Pausengespräch die ruhige Gelassenheit des Abends. Auch er komponiert gelegentlich aus dem Alltagsbauch heraus, lässt sich u.a. vom Handyklingeln inspirieren: „Who T. F. Is Calling?“ Da holt er fast alles aus der Trickkiste eines Spiels mit vier Schlegeln, hurtige perkussive Läufe mit beflügelter Behändigkeit, dabei lässig, elegant und friedfertig. Rocky Knauer, am Bass kurzfristig anstelle des angekündigten und auf der aktuellen Live-CD „you are here“ noch agierenden Mike Sharfe verpflichtet, überzeugt mit seinem Gefühl für großräumige Bewegung, präzise Spielweise und rhythmische Konstanz, Steve Davis am Schlagzeug setzt auf differenziert vorgetragene Variabilität und unaufdringlichen swing.

Im zweiten Set des Konzerts wurden die Zügel spürbar lockerer gelassen, entwickelten sich neben hauchzart melancholischen Balladen wie „The Forgotten Ones“ auch Uptempo-Stücke, die Spannung und Temperament enthielten, stracks vorwärts, mitten hinein in den Frühling.