Zum Abschluss der Saison vor den Jazz-Semesterferien gab es noch mal einen echten Leckerbissen für die Liebhaber improvisierter Musik, anmutig, elegant und fein. Das Lynne Arriale Trio feat. Benny Golson wartete mit auserlesenem, stilistisch sehr gepflegtem Jazz der Spitzenklasse auf.

Dafür sorgte nicht nur der Solist, die Saxophonlegende Benny Golson. Der 83jährige aus Philadelphia erzählte mit Wort und Instrument von einem sehr bewegten Musikerleben, das ihn an der Seite Dizzy Gillespies, Art Farmers, John Coltranes, Art Blakeys, des erst jüngst in Neuburg zu erlebenden Curtis Fuller und wie vielen anderen zu einer der prägenden Musikergestalten des Hardbop machte. Es ist schon etwas Besonderes, einen Menschen zu erleben, der Geschichte mitgeschrieben hat, dessen Jazzkompositionen inzwischen denselben Stellenwert haben wie die klassischen Standards.

Quicklebendig ertönte John Coltranes „Mr. P.C.“, samtweich die eigene Ballade „I Remember Clifford“ mit luftig zartem Ton von höchster charakteristischer Substanz, melodisch, lyrisch, soigniert, goldschimmernd.

Das Trio begleitete passgenau und empathisch, entfaltete dazu jede Menge Eigenleben: Lynne Arriale zeigte sich im Birdland einmal mehr als überaus vielseitige Pianistin. Sie hat die Blue Notes ebenso drauf wie herzerweichende Lyrizismen, schräge Harmonien wie samtweich treibende Rhythmen und quirlige Läufe, die nur so über die Tasten springen. Sehr beeindruckend war ihre Soloperformance von „Arise“, das sie den Feuerwehrleuten des 9-11 gewidmet hat.

Mit Martin Gjakonovski am Bass und Guido May am Schlagzeug konnte sie sich auf zwei Triopartner höchster Qualität verlassen, ersterer mit harmonisch abgerundeter, klangschöner Grundierung, letzterer mit sauren Sticks und sanften Pfoten.

Als zum Schluss Abdullah Ibrahims wunderbare Ballade „Mountain Of The Night“ im Keller erklang, war das zugleich ein Versprechen: Im September öffnet das Birdland wieder seine Pforten.