Luis Perdomo Trio | 24.10.2015

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Es war einmal mehr eine Sternstunde des Jazz im Neuburger Birdland. Die Reihe Art of Piano bürgt ja seit Jahren für hohe Qualität, immer wieder gibt es aber auch Konzerte, welche die Referenz ein Stückchen höher hängen. Der Auftritt von Luis perdome, Mimi Jones und Adam Nussbaum gehörte definitiv dazu.

Thelonious Monks „I Mean You“ mit seinem spannenden Thema, seinen eigenwilligen Rhythmen und seiner wegweisenden Harmonik steht hier für starkes Interplay eines tight agierenden Trios wie für hurtige solistische Ausflüge dreier Gleichgesinnter. Urbaner Jazz auch in Mimi Jones‘ „Baby Steps“, flott, mit Ecken und Kanten, Musik am Puls der Zeit mit Tempo, Technik, Taktik und atemlosem Drive. Die Bee Gees Adaption „How Deep Is Your Love“ entbirgt dagegen die andere Seite: sensitives Zusammenspiel in filigraner Melodiosität, leise, empathische Spannungsbögen und sanfte Balance von erlesener Schönheit.

Drei wirklich ausgezeichnete Musiker haben sich hier in einem exquisiten Trio gefunden: Powerplay in Hochgeschwindigkeit beherrschen die drei ebenso wie die hohe Kunst der Reduktion. Wahre Kaskaden behänder Virtuosität wechseln mit Passagen, welche die Bedeutung der nicht gespielten Noten förmlich zelebrieren, um sodann in üppige Harmonie von fast symphonischem Ausmaß zu münden.

Sie lassen sich gegenseitig viel Raum, unterstützen einander, suchen den Kick der Gemeinsamkeit weniger im immer Mehr, sondern immer öfter auch im Weniger, in der bewussten Öffnung der Räume, ganz im Sinne von Adam Nussbaums Komposition „We Three“.

Es macht schiere Freude zuzuhören, mit welch mit kreativer Logik Mimi Jones am Bass ihre Soli aufbaut, die Essenz der Stücke freilegt und ihr auf den Grund geht, mit welcher Balance von Präsenz und Zurückhaltung Adam Nussbaum es schafft, Energie und Aufmerksamkeit mit einer guten Prise Humor zu verbinden. Pianist Luis Perdomo vereint in äußerst sulimer Klangsprache und charakteristischer Spielkultur alle pianistischen Errungenschaften der Jazztradition: Eloquenz und Eleganz, Kreativität und Kante, Fluss und Flexibität in einem wahren Fest musikalischer Perspektiven: „Days gone, Days ahead“!

Das Konzert wurde im Rahmen des 5. Birdland Radio Festivals von BR-Klassik aufgezeichnet. Sendetermin ist am 12.1.2016 um 23:05 Uhr.