Luis Perdomo Trio | 24.10.2015

Donaukurier | Karl Leitner
 

Es ist schon erstaunlich, was alles zusammenpasst im Jazz. Zum Beispiel „I Mean You“, eine Kompositionen des großen Individualisten Thelonious Monk, und das schlichte „How Deep Is Your Love“ von den Bee Gees. Oder der erfahrene Schlagzeuger Adam Nussbaum und die junge Bassistin Mimi Jones aus der Bronx, die vom Alter her dessen Tochter sein könnte, als kraftvoll zupackende oder bei Bedarf auch elastisch swingende Rhythmusgruppe. Oder eben der Latin- und der Modern Jazz des Bandleaders und Pianisten Luis Perdomo, der sich aus zwei Quellen speist: Caracas/Venezuela und New York City.

Sein neues Album heißt „Twenty-Two“. Was natürlich seinen Grund hat. Perdomo, 44, hat exakt die Hälfte seines Lebens in der venezolanischen Hauptstadt verbracht, seither lebt er in New York. In seinem Spiel lebt er beide Eckpunkte seiner Biografie aus, beschreibt etwa in „Days Gone And Days Ahead“ die Freude über sein erstes Visum für die USA, drückt in „A Different Kind Of Reality“ die Verwunderung über die neue Umgebung aus oder kommentiert akustisch mit „Two Sides Of A Goodbye“ den Abschied vom Zuhause.

Schon auf Grund seiner Vita lassen seine Kompositionen Sichtweisen aus verschiedenen Blickwinkeln zu. Er selbst wird dabei zu einer Art personifiziertem Schmelztiegel, aber auch zum Moderator, der ausgleicht, gegeneinander abwägt, verschiedene Einflüsse in Beziehung setzt. Bei Perdomos Bearbeitung von „Bolivia“ von Cedar Walton etwa wird das überdeutlich. Nussbaum drischt plötzlich wie ein Rockdrummer in die Felle, Mimi Jones rückt ihren Bass in Richtung Funk, während Perdomo federleichte, perlende Läufe darüber streut und die Fahne des Swing hochhält.

Ja, auch Dinge wie diese passen zusammen an diesem Abend im Rahmen des „5. Birdland Radio Jazz Festivals“, dem letzten der Europatour des Luis Perdomo-Trios, dem man die Vorfreude auf die Heimreise sichtlich anmerkt. Vor allem Nussbaum, als Drummer eine Klasse für sich, ist bester Laune und legt sich mächtig ins Zeug. Stellenweise deckt er seine beiden Kollegen akustisch fast zu – was dann in manchen Phasen freilich nicht mehr so recht zusammenpasst. Dafür ist er als Showtalent eine Bereicherung für jedes Konzert. Während man als Hörer bei den Soli der beiden anderen gerne die Augen schließt, um zu genießen, wäre genau dieses bei Nussbaum grundfalsch. „Es ist schön, mit dem Musikspielen Geld zu verdienen“, sagt Perdomo am Ende des Konzerts. Das glauben wir gerne. Aber ebenso schön ist es, dabei zuzuhören, wenn eine Band selbiges auf diese unnachahmliche Weise tut.