Ludànyi Quartet | 02.03.2018

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Die Grippewelle macht auch vor den Besuchern des Birdland Jazzclubs in Neuburg nicht halt. Zumindest lässt sich dieser Rückschluss vermuten, wenn man die mäßig besetzten Reihen am Freitag sah. Vier schüchterne junge Musiker aus Budapest betraten an diesem Abend die berühmte Bühne und starteten mit einem Blues, der zwar aufgrund des Tempos als solcher nicht unbedingt zu identifizieren war, aber die lockere Laune im Jazzkeller aus dem Stand auf ein spannungsgeladenes Level anhob.

Der Alt- und Sopransaxophonist Tamás Ludànyi ist die treibende Kraft des Quartetts, ein begeisternder Bläser und Komponist, was in seiner nachfolgenden Kenny Garrett-Hommage-Suite „Dear Kenny“ voll zur Entfaltung kam. Hammermäßige Soli kamen nicht nur von ihm, sondern auch von Pianist Áron Tálas und dem Kontrabassisten Ádám Bögöthy. Und trotzdem spielte da keine Solistenband, sondern ein homogenes Kollektiv, das der ideenreich swingende Schlagzeuger Tamás Czirják zusammenhielt. Die Jungs interpretierten mehrere Kompositionen von Tamás Ludànyi, wagten sich aber auch an ein Stück von Wayne Shorter und eins von John Legend. Klasse! Denn für das Publikum sind immer auch Interpretationen bekannter Standards interessant, erstens um sich daran festzuhalten und zweitens um zu vergleichen.

Dass es hätten mehr Besucher sein können, fiel den Musikern schon bald nicht mehr auf. Die Stimmung war zum Schluss derart euphorisch, dass die vier Ungarn mit Herbie Hancocks viel zu selten gespieltem „Cantaloupe Island“ dem ganzen noch eine Krone aufsetzten.