Lucas Heidepriem Trio | 25.10.2014

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Größer kann ein Kontrast kaum sein und selten eindrücklicher ein Beweis für die Bandbreite des Jazz: Dem kraftstrotzenden Postbop von Daniel Guggenheims New York Quartet am Vorabend folgte mit dem Lucas Heidepriem Trio zurückhaltende, verletzliche kammermusikalische Intensität.

Das Klavierspiel Lucas Heidepriems kann in der wohl dosierten Anlage und dem introvertierten Groove in der Tat an den im Birdland wohlbekannten Marc Copland erinnern. Der gebürtige Freiburger zelebrierte gemeinsam mit dem Bassisten Johannes Schaedlich und dem Schlagzeuger Norbert Pfammatter die hohe Kunst des Pianotrios. In einem eher leisen Konzert stand die Kraft der sachten Töne, der Pausen und der interaktiven Aufmerksamkeit im Mittelpunkt des musikalischen Geschehens.

Behutsam wurden Räume geschaffen, das Dreieck des Trios erweiterte sich zur Dreidimensionalität einer musikalischen Architektur aus variablen Räumen, mal von fast asketischer, hermetischer Strenge, mal von lichterfüllter Offenheit und Weite. Sensitiv, mit weichem Anschlag und jedweder Aggressivität abhold gab sich das Piano. Lucas Heidepriem ist eigentlich gelernter Posaunist, sattelte, von einer Lippenerkrankung gezwungen, in schon einigermaßen gesetztem Musikeralter um auf die 88 Tasten aus Ebenholz und Elfenbein. An der Nahtstelle zwischen romantischer Innigkeit und impressionistischem Farbenspiel findet er sich nun auf den Spuren der Tradition, die ihren Fixstern in Bill Evans weiß.

Fein ineinander gewoben zeigte sich im Neuburger Jazzkeller das Zusammenspiel von Piano, Bass und Schlagzeug. Heidepriem, Schaedlich und Pfammatter spielten in fast blindem Verständnis, einerseits eng abgestimmt, anderseits unter ganzem Einsatz dreier musikalischer Persönlichkeiten. In expressiv glühender Versenkung schenkten sie den Fans Musik von eindringlicher Integrität.