Luca Zambito Quartet | 23.11.2024

Donaukurier | Karl Leitner
 

Es gehört mittlerweile zur Tradition des alljährlich in Neuburg stattfindenden Birdland Radio Jazz Festivals, dass Clubchef Manfred Rehm, dessen Erfinder, für den Abschlussabend eine Band engagiert, die das Talent dazu hat, sich in der Jazzszene einen Namen zu machen, sich dort zu etablieren und sich auch international Gehör zu verschaffen. In den vergangenen Jahren hat er dabei schon oft den richtigen Riecher bewiesen, etwa mit der Verpflichtung des Quartetts von Eva Klesse, mit The Real Mob, des Kathrin Pechlof Trios oder im letzten Jahr mit Antina Kontou’s Band Mother. Heuer lernt das Birdland-Publikum das Luca Zambito Quartett aus München kennen.

Und damit gleichzeitig eine Formation, die nur aus Bandleadern besteht, nämlich aus Moritz Stahl (Tenor- und Sopransaxofon), Nils Kugelmann (Kontrabass) und Valentin Renner am Schlagzeug, die sich auf Initiative des Pianisten und Komponisten Luca Zambito zusammengefunden hat, um gemeinsam den Weg nach oben anzutreten. Da kann es nicht schaden, wenn der Bayerische Rundfunk das zweite Set des Abends über BR-Klassik im Rahmen der „Jazznacht extra“ live im Rest der Republik und übers Internetradio weltweit verbreitet, was ebenso Tradition hat und zum Festivalabschluss mit dazu gehört wie die Tatsache, dass es nach Mitternacht auf Bayern 2 weitergeht bis 2 Uhr früh mit Interviews, Hintergrundberichten und Ausschnitten aus den anderen Konzerten, die anlässlich des Birdland Radio Jazz Festivals im Kellergewölbe unter der ehemaligen Hofapotheke oder im Audi Forum in Ingolstadt mitgeschnitten wurden.

Doch so weit ist es noch nicht, als Zambito und seine Kollegen die Bühne betreten und dessen außergewöhnlich vielschichtige Kompositionen zu Gehör bringen. Vertrackt und gleichzeitig geschmeidig, stringent und gleichzeitig verwinkelt, mal wolkig und luftig und gleich darauf mit enormer Bodenhaftung. Zambito verfügt trotz seiner vergleichsweise noch kurzen Karriere bereits über eine eigene kompositorische Handschrift, lässt aber auch Spuren mit einfließen von allen, die ihn geprägt haben. Jazzer wie Elvin Jones in „Nivle“ und Kenny Wheeler in „Wheelin’“, Johannes Brahms in „Tengstraße“, Olivier Messiaen in „Until The End Of Time“. Jedes Stück erzählt eine Geschichte, „Oscar’s Mood“ die über den lieb gewonnenen WG-Hund gleichen Namens und „Solarsturm“ die über akute Schlafstörungen aufgrund unerklärlicher galaktischer Aktivitäten. Was alle Stücke verbindet, ist ihre Frische, ihre atmosphärische Dichte, die immer auch Transparenz und Dynamik zulässt, ideale Ausgangspunkte bietet, die Intensität an- oder bei Bedarf auch abschwellen zu lassen, wodurch das Ganze nie überladen wirkt.

Keiner der Musiker war vor diesem Abend je zu Gast in Neuburg, weder Kugelmann mit seinem Trio noch Renner mit seinem Sextett und auch nicht Stahl, der auch Mitglied der Jazzrausch Bigband ist, mit seinem Quartett. Für jeden der Musiker ist der Auftritt im Birdland das erste Gastspiel in dem Club mit dem legendären Ruf. Und angesichts der erstklassigen Musik und der Begeisterung, die die Band beim Publikum hervorruft, was immer wieder für Szenenapplaus sorgt, waren die knapp zwei Stunden sicherlich nicht die letzten, die sie auf der dortigen Bühne verbracht hat.