Louis Sclavis & Aki Takase | 14.02.2009

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Was für Solisten! Was für ein Duo! Mit Aki Takase und Louis Sclavis waren zwei international herausragende Meister der freieren Spielart improvisierter Musik im Neuburger Birdland Jazzclub zu hören, beide für sich Wegbereiter einer Weiterführung des modernen Jazz. Die Pianistin aus dem fernen Osten und der Klarinettist aus dem Westen Europas harmonierten als ein Duo freier Kreativität, das weit über mutwillige Abenteuerlust hinaus musikalisches Neuland erschloss.

Aki Takase spielt gern im Duo, hat ein Faible für Holzbläser. Nach Kollaborationen mit Rudi Mahall und Silke Eberhard hat sie sich nun mit Louis Sclavis zusammengetan, der vielen als der beste Klarinettist und einer der wichtigsten Musiker unserer Tage gilt. Der prominente Wegbereiter der „folklore imaginaire“ bietet sich als idealer Partner der ungebrochen innovativen Pianistin. Schon in den ersten Tönen blitzt der französische Charme auf, den Louis Sclavis in den Neuburger Jazzkeller mitgebracht hat. Leicht, schlank und geistreich ist seine Tonbildung, elegant, intelligent und pittoresk sind seine Linien. Die melodische Phantasie vereint im dunklen Klang der Bassklarinette die Wurzeln der Folklore Europas mit der Musik des schwarzen Kontinents, den Sclavis ausgiebig bereist hat. Die quirligen Improvisationen und lautmalerischen Impressionen gehen in atemberaubender Technik an die Grenzen des instrumentalen Ausdrucks, geben allen Nuancen des Ansatzes Raum, lassen das Rohrblatt schnalzen und singen, knarzen, knirschen und klingen, fangen das pure Leben ein in schier entgrenzter Musik.

Abenteuerlich dazu Aki Takases perkussiv-präzises Pianospiel: Ihr entschiedener Anschlag mit Fingern, Fäusten, Ellenbogen, ihre schillernde Klanglichkeit, die hauchzarte Glasfäden und splitternde Cluster zusammenbringt, ihre kompositorische und spontane Finesse im Umgang mit Harmonie und Rhythmus, der unwiderstehliche energetische Groove, der dem Bösendorfer entspringt, fügen sich unmittelbar mit der überbordende Kreativität von Louis Sclavis in eins, sinnlich und sinnreich! Die Musik dieses Duos wird noch lange nachhallen im Gewölbe des Neuburger Jazzkellers.