Kevin Hays | 20.02.2009

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Kevin Hays war schon des öfteren als sideman mit verschiedenen Gruppen in Neuburg. Nun kam er nach 2006 wieder mit seinem eigenen Trio ins Birdland. Als Partner hatte er dieses Mal Doug Weiss am Bass und Greg Joseph an den Drums dabei.
Wenn man sich die Musiker anschaut, in deren Bands Hays schon mitspielte (u.a. Sonny Rollins, Ron Carter und John Scofield), kann man seine große Klasse schon erahnen; und die Erwartungen wurden an diesem Abend voll erfüllt. Für sein intelligentes, einfallsreiches Pianospiel und seine Qualität als kreativer Komponist ist die klassische Triobesetzung das ideale Medium. Dabei pendelt Hays zwischen Klassik und Moderne hin und her, ohne das es dabei in irgeneinder Art zu einem Bruch kommt.

Und eben mit einer klassischen Interpretation von Anton Weberns langsamen Satz beginnt an diesem Abend auch das Konzert. Nach einem ruhigen, getragenem Intro zieht Hays peu à peu das Tempo an, ohne aber in Hektik zu verfallen. Nach „Anniversary Waltz“ mit swingend, teilweise funkig interpretierten Klassikzitaten folgt Hays bluesige Eigenkomposition „You“, bei dem auch der exakt und geradlinig agierende Bass von Doug Weiss besonders zur Geltung kommt.
Dramaturgisch geschickt gibt es zum Ende des ersten Sets noch einmal zwei highlights. Da wäre    zuerst die sanft hingehauchte Ballade „I’ve Grown Accustomed To Her Face“, bei dem Hays zärtlich und gedankenversunken die Tasten streichelt. Und schließlich folgt noch eine großartige und fulminate Interpretation von Charlie Parkes „Cheryl“, die durch die raffiniert gesetzten Klavierkaskaden und die knackig agierende Rhytmussektion einen enormen Elan versprüht.

Nach der Pause wird mit einer Sonate für Viola da Gamba von Johann Sebastian Bach ein weiteres wunderschönens klassisches Thema jazzig interpretiert. Bei „Scomore Blues“ von Hayes handelt es sich natürlich über einen Blues, der vor allem durch die raffinierten Pausen und Breaks seinen besonderen Reiz erhält.
Höhepunkt des zweiten Sets ist Hays‘ „Dreamer“, das Titelstück aus der gleichnamigen CD von 2007, in dem auch einmal mehr Greg Joseph am Schlagzeug sein großes Repertoire zeigen kann. Was als wohlige langsame Ballade beginnt, steigert sich immer mehr zu einem hypnotischen, teilweise extasischen Parforce-Ritt, der fast ins Bedrohliche überschwabbt um schließlich in einem warem entspannten Schlußakkord zu enden.

Unter den unzähligen Pianotrios einen eigenen Stil zu finden, und ihn auch noch glaubhauft herüberzubringen, ist wahrlich nicht einfach; Hays ist dieses Kunststück gelungen.