Louis Hayes Quintet | 26.01.2001

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Das Hardbop-Feuerwerk einer All-Star-Band war aller Ehren wert und eines Jubiläums würdig: des zehnjährigen Hochzeitstages des Birdland Jazzclub mit seinem Domizil, dem Keller unter der Hofapotheke am Karlsplatz. Was das Louis Hayes Quintet bot, ließ fast wie von selbst jenen Zauber entstehen, für den der Neuburger Jazzclub inzwischen in Jazzerkreisen über den ganzen Erdball hinweg berühmt geworden ist.

Louis Hayes legt am Schlagzeug eine atemberaubende Pace vor. Allein seine variablen Wirbel auf der snare-drum lassen Augen und Ohren staunend offen stehen: Ein Magier rhythmischer Vielfalt präsentiert sich hier, der viel zu lange die Öffentlichkeit gescheut hatte. Mit Cecil McBee hat er einen Bassisten an seiner Seite, der in trockenem Understatement einen wahren Feuerregen funkensprühender Brillanz aus den vier Saiten seines Instruments heraus entzündet. David Hazeltine am Piano beweist Sinn für die Hintergründigkeit des Daseins, richtet den Blick auf jene kleinen Finessen, die sonst allzu oft verborgen bleiben. Trompeter Riley Mullins setzt signalartige messerscharfe Riffs in den Keller, bläst die Luft förmlich in Fetzen, zündet diese an und lässt sie lodern. Den absoluten Höhepunkt des Abends aber bieten die Soli des grandiosen Tenorsaxophonisten Abraham Burton: Mit Wucht, Prägnanz, Schärfe und schnörkelloser Geradlinigkeit startet er wieder und wieder furiose Parforceritte über die Skalen, die seinem großen Vorbild John Coltrane durchaus zur Ehre gereicht hätten. Es war eines jener Konzerte, in dem jeder, der keine Steigerung mehr erwartet hätte, von Minute zu Minute eines besseren belehrt wurde. Wer’s nicht sehen konnt‘, darf’s hören: Dem Bayerischen Rundfunk waren Anlass und Protagonist einen Live-Mitschnitt wert. Der wird im März über den Äther gehen. Da sollte man aufmerksam das Radioprogramm lesen, denn selbst Moderator Peter Machac meinte: „Ein schöneres Jubiläum hätten sich Manfred Rehm und der Jazzclub nicht wünschen können.“