Lou Donaldson Quartet | 22.01.2005

Augsburger Allgemeine | Dr. Tobias Böcker
 

Eine fast unschlagbare Besetzung, wenn’s im Jazz um das Thema Power geht: Das klassische Orgeltrio mit Gitarre, Schlagzeug und der guten alten Hammondorgel, dazu als Soloinstrument das Altsaxophon. Funky und straight ahead kommt Lou Donaldson mit seinem Trio im Birdland Jazzclub in Neuburg an der Donau schnurstracks zur Sache, lässt den „Blues Walk“ den ganzen Abend lang nicht zur Ruhe kommen, verteilt pure swingende Energie in mehr als großzügiger Dosierung.

In den 50er und 60er Jahren konnte das seinerzeit Maßstab setzende Label Blue Note mit Orgelbands jede Menge Punkte machen. Einer, der damals nicht nur als künstlerischer Leiter des Labels die Verantwortung für den Boom des Soul-Jazz trug, sondern auch die Rolle des Saxophons im Zusammenspiel mit dem Orgeltrio entscheidend prägte, ist immer noch aktiv, hat vom Zauber Nichts verloren. Lou Donaldson, einer der wenigen noch lebenden direkten Charlie-Parker-Erben, Großmeister der guten alten Blue Note Tage,  fackelte nicht lang im Neuburger Birdland und brannte ein Hardbop-Feuerwerk der Sonderklasse ab, alles, was das Herz begehrt in der „Wonderful World“ des Jazz. Sein Saxophon vereint in munter flüssiger Phrasierung Biss, Attacke und Gefühl. Der 78jährige bläst heute noch mehr mit mehr Spannkraft in sein Horn als so mancher junge Löwe, fegt „Fast and Freaky“ auf der Überholspur durch die Klassiker seines Repertoires. Nicht minder beeindrucken Fukushi Tanaka am Schlagzeug, Randy Johnston an der Gitarre und Kyle Koehler an der Hammond mit differenziertem Groove, packenden Soli, kompaktem Sound und temperamentvoll swingender Spielfreude. Da lacht das Herz, wenn der Blues unaufhaltsam den Mississippi herunter rollt im Arm der „Whiskey Drinkin‘ Woman“, auf den „Alligator Boogaloo“ trifft oder mit einem soultrunkenen „Cherokee“ durch die Wildnis reitet. Ein Konzert, das eigentlich jeden Kommentar erübrigt: „It Was a Dream, Baby!“