Ferenc Snetberger Trio | 21.01.2005

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Reichlich laut und temperamentvoll nahm ein Abend einen Anfang, der im weiteren Verlauf jede Menge überraschende Wendungen kredenzte und von meditativer Ruhe bis zu brodelnden Energieschüben ein weites Spektrum an Stimmungen in sich barg. Mit dem Ferenc Snetberger Trio war eine so exquisite wie ungewöhnliche Formation zu Gast im Birdland Jazzclub.

Akustik-Gitarre, Bass und Percussion, eine eher seltene Kombination, die gleichwohl eine derart homogene Wärme des Klangs beinhaltet, dass man sich wundert, warum sie sich nicht öfter zusammenfindet. Entscheidend allerdings ist allemal, wer spielt. Und da befinden sich mit Ferenc Snetberger, Arild Andersen und Paolo Vinaccia drei Musiker auf der Bühne, die jeder für sich ein wahres Aushängeschild des europäischen Jazz darstellen, gemeinsam dem Erbe der Alten Welt einen improvisatorischen Reichtum von immenser Fülle entlocken. Ungarn, Norwegen und Italien bilden eine Triangel paneuropäischer Inspiration, in der Mystik und Lebenslust, Traumpfade und helles Lachen, Trance und Tanz sich amalgamieren zu schierer Essenz und atmosphärischer Dichte. Wie ein Flug über unberührte Landschaften mutet das an, in weiten Bögen und auf breiten Schwingen, Sturz- und Steilflug inklusive, wenn irgend etwas der genaueren Betrachtung bedarf oder schroffe Felsgrade zu jäher Richtungsänderung bewegen. Snetbergers Gitarre findet in sinnlicher Rasanz ein ums andere Mal zu frappant anderen Linien, erschließt ein ums andere Mal unvorgedachte Alternativen jenseits aller gitarristischen Vorhersehbarkeit. Arild Andersens Bass gibt die ideale Balance aus melodiös singendem Groove, Volumen und solistischer Klasse, Paolo Vinaccias Schlagwerk tickt in so vielschichtig abwechslungsreichen Rhythmen wie das Leben selbst. Ein Konzert, so erquickend wie ein Tautropfen in der Morgensonne: funkelnd vor lauter Schönheit und unvergesslich in seiner leuchtenden Farbenpracht.