Lorenzo Petrocca Trio & Max De Aloe | 29.01.2011

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Symptomatisch für die Klasse der Band das Schild am CD-Tisch: „Tut uns leid, CDs von Max de Aloe sind ausverkauft.“ Offensichtlich war die Tour von Erfolg gekrönt. Es gibt ja nicht allzu viele Jazzmusiker, die sich der Mundharmonika als Soloinstrument verschrieben haben – einer Hohner selbstverständlich! Toots Thielemans, Henrik Meurkens, Jens Bunge, William Galison, klar waren sie alle schon im Birdland zu Gast, natürlich auch der im Januar 2010 verstorbene, wunderbare kleine Riese Bruno de Filippi!

Mit Max de Aloe wird man sich einen neuen Namen merken müssen. Der aus der Nähe von Mailand stammende, längst international renommierte Harmonikaspieler entlockt seinem allzu oft unterschätzten chromatischen Instrument so differenzierte Töne, lässt die Metallzungen derart variabel vibrieren, dass von einem Maulhobel nicht im Entferntesten die Rede sein kann. So elegant und liebevoll tänzelt „Carmina’s Bossa“ durchs Gewölbe, dass kein Harm in der Welt zu vermuten ist, ebenso sanft, unaufgeregt und sensitiv wie die wunderbare Ballade „Ma L’amore No“. Neben Charlie Parker kommt dabei auch der eigene Großvater zu Ehren, dessen äußerst wortkarges Wesen die Harmonika in sensiblen Farben ausmalt.

Gastgeber des Solisten an diesem Abend im Neuburger Birdland ist das Lorenzo Petrocca Trio mit dem souveränen Bassisten Wolfgang Mörike und Lorenzos Bruder Toni Petrocca, einem Drummer, der die Kunst der leisen Töne beherrscht, ohne dabei an rhythmischer Präsenz und Präzision einzubüßen.

Der seit vielen Jahren in Stuttgart beheimatete Süditaliener Lorenzo Petrocca war schon häufiger im Birdland zu Gast, u.a. mit dem unvergesslichen Bruno de Filippi, dem der Abend gewidmet ist. Von Mal zu Mal verfeinert der Gitarrist sein zwischen Tradition und Moderne changierendes Spiel in feinnervigen, flüssigen, auch mal bissigen Improvisationen. Offen wirkt sein Spiel, verbindlich, hell und voller Wärme in sanguinischem Temperament: „Someday My Prince Will Come“. Da hat wahrscheinlich auch Bruno de Filippi leise lächelnd ein wenig mit dem Fuß gewippt. Und CDs konnten zum Glück noch vor Ort bestellt werden.