Lorenzo Petrocca Organ Trio | 01.02.2002

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Das italienisch-deutsche Lorenzo Petrocca Organ Trio bot im Neuburger Birdland Jazzclub ein begeisterndes Plädoyer für die immer wieder umstrittene Hammond-Orgel.

Über den charakteristischen Sound der 1935 von Laurens Hammond erfundenen halbelektronischen Orgel sind im Laufe der Jahrzehnte regelrechte Scharmützel durch die Fachpresse gegeistert. Von abgründiger Verachtung bis hin zu höchstem Lob reichen die Kommentare zu dem Instrument, das 1939 von Fats Waller in den Jazz eingeführt wurde und seitdem dort eine ungebrochene eigene Tradition entwickelte. Deren Höhepunkt markierten die 50er und 60er Jahre, an ihr Ende gekommen ist sie aber beileibe noch nicht. Zwischen Himmel und Erde, bluesiger Schwere und heller Leichtigkeit schenkt die Hammond-Orgel eine schier unerschöpfliche Bandbreite an klanglichen Möglichkeiten. In der nachgerade klassischen Triobesetzung mit Gitarre und Schlagzeug entwickelt sich ihre Klangcharakteristik in ganzer Schönheit: Da muss man sie einfach mögen! Und wenn jemand wie der bekennende Jon-Lord-Fan Alberto Marsico die hellen Register der B3 ausreizt und sie in rasanten Schwingungen versetzt, dann ergibt das pure Freude am Spiel der rotierenden tone-wheels.

Leader und Gitarrist Lorenzo Petrocca gibt sich dabei als mit allen Wassern gewaschener Gitarrist, der die Kunst der Zurückhaltung inzwischen ebenso beherrscht wie er mit funkensprühender Griffbrettakrobatik zu beeindrucken weiß. Immer wieder durchbricht er die Licks fröhlich-routinierter Schnellspielerei zugunsten kleiner feiner Überraschungen, setzt auch in Balladen seelenvolle Akzente. Armin Fischer am Schlagzeug wird einer dienenden Rolle gerecht, öffnet durch Zuverlässigkeit und rhythmische Präzision Räume für seine beiden Vorderleute, die diese weidlich nutzen. Sei es in Birds rasantem „Steeplechase“, Stevie Wonders lebensfrohem „Isn’t She Lovely?“, Antonio Carlos Jobims sanftem Strandspaziergang „Fotografia“, Ray Browns bewegtem „FSR“ oder dem eigenen „Milan in Minor“: Das Lorenzo Petrocca Organ Trio überzeugt auf der ganzen Linie durch eine swingende Grundstimmung in einem Reigen neidloser Freude am Dasein. Die Hörer des Bayerischen Rundfunks werden sich am Mitschnitt des Konzerts freuen können.