Lee Konitz & Minsarah | 12.03.2010

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Nach nicht einmal einem Jahr gastierte am Freitag Lee Konitz, einer der größten Altsaxophonisten unserer Zeit, erneut im Birdland Jazz Club. Wieder dabei waren auch seine jungen Kollegen des Trios
Minsarah.

Vor über sechzig Jahren wurde mit Miles Davis LP „Birth Of The Cool“, auf dem auch Lee Konitz mitwirkte, der Begriff „Cool Jazz“ kreiert. Aber der Begriff kann auch in die Irre führen, denn mit kühl oder kalt hat der Stil von Konitz wenig zu tun. Eher könnte man ihn als distinguiert und vornehm bezeichnen.

Konitz wirkt an diesem Abend wie aufgedreht, ja fast schon enthusiastisch, wenn man den Vergleich zu früheren Konzerten heranzieht. Das liegt einmal am Birdland, das fast schon so etwas wie ein zweites Wohnzimmer für ihn ist und an seinen großartigen jungen Begleitern, die den 82-jährigen Altmeister immer wieder zu dem ein oder anderem lustvollen „Juchzer“ animieren.

Florian Weber am Piano, Jeff Denson am Bass und Ziv Ravitzs am Schlagzeug genießen aber auch völlig zu Recht das Vertrauen von Konitz, scheinen sie doch jede Note, die er spielt, schon im Voraus zu antizipieren und suchen ständig den Dialog mit ihm. Konitz gewährt ihnen aber auch immer wieder Freiraum für einfallsreiche Soli und feuert sie, genüsslich auf einem Stuhl hinter dem Schlagzeuger sitzend, immer wieder an. Und kurz nach der Pause wird beim Klassiker „Allone Together“ auch das Publikum als Backgroundchor mit einbezogen.

Überwiegend sind es Klassiker wie eben das oben erwähntes „Allone Together“, „All The Things You Are“, oder „Stella By Starlight“, die man an diesem Abend zu hören bekam. Oft schält sich das eigentliche Thema dabei erst nach und nach langsam heraus was den Spannungsbogen ständig aufrecht erhält. Bei seinen Soli zeigt sich Konitz als ein Meister der Improvisationskunst und verzichtet dabei auf ausufernde Ausbrüche. Jeder Ton sitzt punktgenau und jeder weitere Ton wäre überflüssig.

Eines der schönsten Stücke hebt sich Konitz dann für die Zugabe auf. In der großartigen, fast schon avantgardistisch angehauchten Interpretation von „Invitation“ zeigt sich noch einmal der ganze Ideenreichtum des Ensembles. Wenn Florian Weber mit der einen Hand im Klavierkorpus die Saiten abdämpft und zusammen mit Jeff Denson am Bass quirlige Doppelläufe spielt, glaubt man fast, einen Bienenschwarm vor sich zu haben, der um das Saxophon des Altmeisters kreist.

Mit Lee Konitz und Minsarah haben sich wahrlich zwei bzw. vier gefunden; großartig!