Lee Konitz & Minsarah | 24.04.2009

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Einer der wichtigsten lebenden Jazzmusiker, Impulsgeber bis heute, dabei einer der ansonsten eher Stillen im Lande – Lee Konitz gastierte mit dem jungen Trio Minsarah im Neuburger Birdland Jazzclub, faszinierte wie eh und je mit seinen unnachahmlichen, so intelligenten wie sinnlichen Melodielinien.

Die Kunst der nicht gespielten Noten! Mitten hinein in die urbane Hektik des Bebop mit seiner kochenden Energie und seinen rasanten Soloritten auf der Rasierklinge setzte der Cool Jazz Anfang der 50er Jahre einen bewussten Gegenpol. An erster Stelle mit dabei ein damals noch blutjunger Altsaxophonist, dessen Stimme aus Geschichte und Gegenwart des Jazz bis heute nicht wegzudenken ist. Lee Konitz war es auch, der dem modernen Jazz in Europa die wesentlichen Impulse gab. Albert Mangelsdorff bezog sich auf ihn und mit ihm die ganze moderne Jazzszene, die aus dem Frankfurter Kern hervorging. Was den heute 81jährigen Konitz ganz besonders auszeichnet, ist seine Offenheit, seine Neugier, seine Kraft zur Intensivierung und seine Fähigkeit zur Integration. Mit dem Trio Minsarah um den 50 Jahre jüngeren Pianisten Florian Weber ist Konitz durch selten glückliche Fügung eine ausgezeichnete Band an die Seite gestellt, die nicht von ungefähr beim diesjährigen BMW-Jazz-Award den zweiten Platz belegte. Weber selbst, Jeff Denson am Bass und Ziv Ravitz am Schlagzeug spielten sich bei aller Intelligenz und Eigenständigkeit nie in den Vordergrund, blieben bei Konitz und bei einander, zelebrierten hohe Kunst, denen die Soli des Lee Konitz ein ums andere Sahnehäubchen aufsetzten.