Le Café Bleu International | 30.01.2015

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Wenn man sich zur Aufgabe macht, das große Werk von Édith Piaf für den Jazzbereich neu zu bearbeiten, zeugt das schon von großem Mut und Selbstvertrauen. Daran fehlt es dem jungen, sympathischen Trio „Le Café International“ zu recht nicht. Matthieu Bordenave am Tenorsaxophon, Leonhard Kuhn an der Gitarre und Jay Lateef an den Drums nähern sich den scheinbar unantastbaren Chansons Piafs mit viel Respekt und Feingefühl und schaffen es, diese in moderne Jazzstrukturen einzubinden bzw. zu überführen.
Mit „La Vie En Rose“ startet ein intensiver Reigen von einer Reihe zeitloser Melodien. Zum schwebenden, mit dezenter Elektronik verdichtetem Gitarrenintro gesellen sich warme, fast melancholische Saxophontöne und münden nach Einsatz der Drums in ein fast orchestrales sattes Klangbild. Dieses kommt erstaunlicherweise ohne „echten“ Bass zustande. Fließend und ohne jeden Bruch geht die Anfangsmelodie in freie, spontane Improvisationen über, um am Schluss des Stückes wieder zum ursprünglichen Thema zurückzukehren. Übrigens wird auch schon mal dahingehend improvisiert, dass an ein vorher angesagtes Stück übergangslos intuitiv ein weiteres angehängt wird.
In „Sous Le Ciel De Paris“ wird das multikulturelle Bild von Paris gezeichnet, das durch die dualen, gleichstimmigen Melodienläufe von Saxophon und Gitarre unterstrichen wird. Ein weiteres Paradestück von Piaf und einer der Höhepunkte des Konzertes ist „Padam, Padam“, bei dem die Verschmelzung von Chanson, Musette, Blues und Jazz perfekt gelingt. Raffiniert verzahnen sich die einzelnen Genres nach und nach ineinander, und gipfeln im Mittelteil in einem von einem verzerrten Gitarrensolo begleiten ekstatischen Drumsolo; wirklich großes Kino.
Apropos Kino; um es noch abwechslungsreicher zu machen, gibt es an diesem Abend auch noch Interpretationen aus der Film- und Theatermusik sowie der modernen Klassik zu hören. Bei „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und Messiaens „Der Traum eines Vogels“ ist Tagträumen erlaubt.
Als stimmige Zugabe schließt eine relativ werksgetreue Version von „Milord“ den Kreis.

-Die gelungene Vereinigung von Tradition und Moderne, von Nostalgie und Vision, von Chanson und
Jazz-